Differenzialdiagnose von Kopf- und Gesichtsschmerzen

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rnziele Nach der Lektüre dieses Beitrags … • können Sie zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen unterscheiden, • wissen Sie, wann bei Kopf- und Gesichtsschmerzen weiterführende Diagnostik erforderlich ist, • kennen Sie häufige und seltenere Differenzialdiagnosen für Kopf- und Gesichtsschmerzen und können diese unterscheiden, • sind Ihnen therapeutische Ansätze für die häufigsten Differenzialdiagnosen von Kopf- und Gesichtsschmerzen geläufig, • können Sie zwischen neuropathischen und nozizeptiven Schmerzen unterscheiden und die Therapie entsprechend anpassen.

M. Sendel, R. Baron, J. Gierthmühlen Sektion Neurologische Schmerzforschung und Therapie, Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel, Deutschland

Differenzialdiagnose von Kopf- und Gesichtsschmerzen Hintergrund

Kopf- und Gesichtsschmerzen sind mit die häufigsten Gründe für die Vorstellung bei einem Neurologen oder Schmerztherapeuten. In epidemiologischen Umfragen betrug die 1‑JahresPrävalenz von Kopfschmerzen in der EU (Europäische Union) 79 %, wobei Migräne mit 35 % und Spannungskopfschmerz mit 38 % den höchsten Anteil hatten [1]. Aber auch Gesichtsschmerzen treten mit einer Prävalenz von 17–26 % nicht selten auf [2]. Sowohl Kopf- als auch Gesichtsschmerzen stellen eine große psychische Belastung und Einschränkung der Lebensqualität dar [1] und führen darüber hinaus zu erheblichen Einschränkungen der Arbeitsleistung [3]. Kurzkasuistik. Bei einem 37-jährigen Patienten war 1 Jahr zuvor ein Glomustumor der rechten Karotisgabel entfernt worden, nachdem er unter rezidivierenden Synkopen sowie einer persistierenden Schwellung im Halsbereich gelitten hatte. Er berichtete, seit der Operation unter Schmerzattacken im Bereich des rechten Unterkiefers zu leiden, welche nach präaurikulär ausstrahlen würden. Diese würden insbesondere beim Essen (SchluOnline teilnehmen Die Teilnahme an diesem zertifizierten Kurs ist für 12  Monate auf www.springermedizin.de/cme möglich.

Wissenschaftliche Leitung D. Berg, Kiel M. Krämer, Essen H.C. Lehmann, Köln DGNeurologie 2020 • 3 (6): 537–551 https://​doi.org/​10.1007/​s42451-​020-​00260-z Online publiziert: 8. Oktober 2020 © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020

cken) auftreten. Eine einzelne Attacke dauere nur wenige Sekunden an und sei von brennend-stechender Qualität. Paracetamol und Ibuprofen hätten keine Schmerzlinderung erbracht. Der klinisch-neurologische Befund war unauffällig. Aufgrund der Anamnese wurde unter dem Verdacht auf eine Glossopharyngeusneuralgie eine Therapie mit Carbamazepin retard begonnen. Darunter kam es nicht zu einer suffizienten Schmerzlinderung, und der Patient litt unter Übelkeit und Benommenheit. Daraufhin wurde die Behandlung auf Lamotrigin umgestellt. Mit dem Erreichen der Erhaltungsdosis von 400 mg stellte sich eine deutliche Schmerzlinderung ein.

Überblick

Bei den Kopfschmerzen können primäre und sekundäre unterschieden werden. Primäre Kopfschmerzen sind eine eigenstän­ dige Erkrankung, und die Zusatzdiagnostik erbringt in de