ECMO-Therapie beim akuten Lungenversagen

  • PDF / 570,458 Bytes
  • 8 Pages / 595 x 792 pts Page_size
  • 31 Downloads / 245 Views

DOWNLOAD

REPORT


Intensivmedizin und Notfallmedizin

Übersichten Med Klin Intensivmed Notfmed https://doi.org/10.1007/s00063-019-0597-0 Eingegangen: 11. März 2019 Überarbeitet: 18. Juni 2019 Angenommen: 28. Juni 2019 © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 Redaktion M. Buerke, Siegen

L. Balke1,2 · B. Panholzer2,3 · A. Haneya2,3 · B. Bewig1,2 1

Klinik für Innere Medizin 1, Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Kiel, Kiel, Deutschland Interdisziplinäres ARDS-ECMO-Zentrum, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel, Deutschland 3 Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel, Deutschland 2

ECMO-Therapie beim akuten Lungenversagen Wer profitiert?

Hintergrund In den letzten Jahren ist die venovenöse extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) beim akuten Lungenversagen zunehmend häufiger eingesetzt worden. Gerade in den Wintermonaten werden die ECMO-Zentren der universitären Maximalversorger durch die Vielzahl der Anfragen aus den umliegenden Krankenhäusern zeitweise vor kapazitative Herausforderungen gestellt. Dabei ist unbestritten, dass eine Konzentration dieser komplexen Therapie auf spezialisierte Einheiten mit einer verbesserten Überlebenswahrscheinlichkeit der Patienten einhergeht [1]. Dazu gehört auch die Bereitstellung eines mobilen, rund um die Uhr einsatzbereiten ECMOTeams, das die Patienten bereits in den auswärtigen Häusern mit der ECMO versorgt, um sie zu stabilisieren und transportieren zu können. Doch obwohl die ECMO-Therapie einen beeindruckenden technischen Fortschritt erlebt hat, ist die Überlebensrate der ECMO-Patienten in den letzten 20 Jahren mit ungefähr 50–60 % stabil geblieben. In der gleichen Zeit hat sich der Einsatz dieser Geräte vervielfacht: Im Jahr 1996 waren es 95 registrierte Fälle (341 kumulativ), im Jahr 2016 über 2200 Fälle (12.346 kumulativ; [10]). Kann es sein, dass wir auch zu kranke Patienten mit der ECMO-Therapie versorgen und auf diese Art und Weise den Benefit der Therapie verwässern? Wählen wir die richtigen Patienten für die ECMO aus? Müssten wir nicht mitt-

lerweile bessere Überlebensraten als vor 20 Jahren haben? Wie können wir Fehlentwicklungen verhindern, wie sie für das Jahr 2014 von Karagiannidis und Kollegen eindrucksvoll beschrieben worden sind: 25 % Prozent aller deutschen ECMO-Patienten wurden damals keine 48 h mit der ECMO therapiert, 70 % aus dieser Gruppe sind verstorben [14]. Um diese Fragen zu klären, bräuchten wir zunächst klar definierte Kontraindikationen zur ECMO-Therapie. Diese gibt es aber bisher nicht, es wird allgemein auf eine patientenbezogene Einzelfallentscheidung verwiesen. Aber bewegen wir uns noch im Rahmen von Einzelfallentscheidungen, wenn auf unseren Intensivstationen im Winterhalbjahr oft 3, 4 oder 5 ECMO-Patienten gleichzeitig behandelt werden? Die Unschärfe der Kontraindikationen und Prognosefaktoren ergibt sich möglicherweise bereits aus der Unschärfe der Definition des Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS). Das ARDS ist in seiner Vielzahl unterschiedl