Haut und Psyche

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REPORT


Fortbildung

Viele Dermatosen gehen mit einem großen psychischen Leiden einher, das f­ rühzeitig erkannt werden sollte.

Komplexes Wechselspiel

Haut und Psyche Maximilian Schielein, Alexander Zink

„Jeder ist der Schönste in seiner Haut“ – diesen Satz haben sicherlich viele bereits von ihren Eltern, Großeltern oder anderen Menschen gehört, die einem Mut zusprechen wollten. Doch von den Medien bekommen wir oft ein anderes Bild vermittelt: jeder hat tadellos zu erscheinen. Das dadurch vermittelte Schönheitsideal kann für Betroffene mit Hauterkrankungen oft eine enorme Bürde sein.

W

as haben Dr. Hannibal Lecter aus „Das Schweigen der Lämmer“ (1991), Darth Vader aus „Star Wars – Das Imperium schlägt zurück“ (1980) und die Königin aus „Schnee­­wittchen und die sieben Zwerge“ (1938) gemeinsam? Zum einen sind sie laut des American Film Institute alle drei unter den zehn größten Bösewichten aller Zeiten. Zum anderen weisen alle drei in ihren Originalverfilmungen sichtbare Haut- und Haarveränderungen, also Dermatosen, auf. Dr. Lecter leidet an einer schweren androgenetischen Alopezie. Darth Vader hat Vernarbungen und tiefe Falten im Gesicht, deutliche Hyperpigmentierungen um seine Augen und weist ebenfalls eine nicht näher spezifizierte Form der Alopezie auf. Ebenso hat die Stiefmutter von Schneewittchen (Abb. 1) eine Hyperpigmentierung im Bereich der Augen und tiefe Falten im Gesicht. Zusätzlich hat sie ein Rhi-

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nophym und Verrucae vulgaris auf ihrem Nasenrücken. Wenn man leichte Formen des Haarausfalls, einzelne Narben und vorübergehende Schnittwunden oder Ekchymosen vernachlässigt, haben immer noch sechs der zehn größten Bösewichte aller Zeiten eine markante Dermatose. Dies ist komplett konträr zu den größten Helden der Filmgeschichte. Im Vergleich zu den Bösewichten hat kein einziger der Helden eine prävalente Dermatose an einer sichtbaren Körperstelle [1].

Soziale Ausgrenzung Diese Studienergebnisse von Corley und ihrer Kollegin zu Hautveränderungen in der Filmwelt erscheinen auf den ersten Blick wie eine Spielerei. Jedoch sind solche Eindrücke und Einflüsse, die wir unter anderem aus Filmen erfahren, egal ob bewusst oder unterbewusst, entscheidend für unsere Wahrnehmung anderer Menschen. Ein hierdurch poten-

ziell verstärktes Phänomen ist die Stigmatisierung. Stigmatisierung bedeutet, dass Personen aufgrund einer Eigenschaft – in diesem Fall ihrer Hautveränderung – von einer vollständigen sozialen Akzeptanz ausgeschlossen werden. Dieser Ausschluss kann von anderen ausgehen (externe Stigmatisierung), aber auch von den Betroffenen selbst impliziert sein (interne Stigmatisierung). Die Stigmatisierung ist nicht nur weltweit, sondern auch in Deutschland ein prävalentes Problem. Zum Beispiel denken rund 5–10 % der Deutschen, dass Psoria­sis ansteckend sei und mehr als 15 % der Deutschen würden nicht mit einer Person, die Psoriasis hat, schwimmen gehen wollen, was auf eine ausgeprägten Stigmatisierung schließen lässt. Dieses erhebliche Problem der Stigmatisierung wurde deshalb von der Weltgesundheitsorganisation (W