Hilfe im Verborgenen

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REPORT


POLITIK

Hilfe im Verborgenen

Armut. Selbst in einem wohlhabenden Land wie Deutschland ­fallen Menschen durchs System. Wie man ihnen medizinisch helfen kann und welche Rolle die Zahnmedizin dabei spielt, war Thema bei einer Konferenz der Bundeszahnärztekammer.

AUTORIN: MARION MEYER-RADTKE

Behandlung auch ohne Gesundheitskarte: Ein syrischer Familienvater (mit Ehefrau und Tochter) wird von Zahnarzt Dr. Wüst versorgt.

DER FREIE ZAHNARZT - November 2020

und Organisationen miteinander zu vernetzen. Dieser Teil fiel dann Corona zum Opfer: Die Konferenz musste in den virtuellen Raum verlegt werden. Statt sich vor Ort mit anderen Experten und Ehrenamtlichen auszutauschen, hielten die Referenten ihre Vorträge im Livestream; Fragen von außerhalb wurden über eine Chatfunktion zugeschaltet. Dass die Konferenz trotz der Pandemie abgehalten werde, solle aber das Zeichen setzen, dass die Zahnärztekammer sich „zum Thema Ungleichheit in diesem Land klar bekennt“, sagte BZÄK-Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Oesterreich.

Der Berufsstand unterliege einer „ethischen Verpflichtung“, die Problemlagen der Gesellschaft „nicht nur zu benennen, sondern auch aktiv Hilfe zu leisten“. Und wie groß die gesundheitlichen und sozialen Ungleichheiten in Deutschland sind, zeige die CoronaPandemie „wie ein Brennglas“, das sie besonders deutlich hervortreten lasse.

ARMUT, WO MAN SIE NICHT VERMUTET

„Die Welt wird gefühlt immer unsicherer, immer unruhiger“, sagte Dr. Karsten Heegewaldt, Präsident der Zahnärztekammer Berlin und in der BZÄK, zuständig für soziale Aufgaben und

© Hilfswerk Zahnmedizin Bayern e.V.

Es ist immer heldenhaft und oft spektakulär, wenn Zahnärztinnen und Zahnärzte ihren Urlaub damit verbringen, in den abgelegensten Ecken von Nepal oder Afrika Karies zu behandeln. Genauso heldenhaft, aber weniger spektakulär und deshalb auch seltener ein öffentliches Thema ist zahnärztliches Engagement vor Ort, in Deutschland, in der eigenen Stadt. Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) hatte deshalb für Mitte September zur „Konferenz der im Inland tätigen Hilfsorganisationen“ nach Berlin eingeladen – nicht nur, um diesen ein Forum zu bieten, sondern eigentlich auch mit dem Ziel, Projekte

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POLITIK

Fotos (2): © BZÄK

„DIE NOT HAT SICH VERSCHÄRFT, GERADE IN DEN LETZTEN MONATEN.“

Kiez-Analyse: Prof. Dr. Stephan Dettmers

Hilfsorganisationen. Weltweit seien 1,2 Milliarden Kinder in Not. Aber auch in Deutschland gebe es zu tun. „Hier in Berlin sehe ich überall, dass sich die Not verschärft hat, gerade in den letzten Monaten“, berichtete Heegewaldt. „Unter Brücken, an Bushaltestellen, in Hauseingängen leben Menschen, die durch das Netz gefallen sind.“ Dass Zahnärztinnen und Zahnärzte sich um solche Menschen kümmern und den Ärmsten in der Gesellschaft medizinische Grundversorgung bieten, mache ihn stolz: „Sie setzen damit einen Kontrapunkt zu den Radikalen in der Gesellschaft, die zwar wenige sind, aber besonders lautstark.“ Doch es sind nicht nur Obdachlose, die durch das Netz der Sozialversicherungen fallen. Laut dem Statistischen Bundesamt hat