Klassifikation autoinflammatorischer Erkrankungen anhand pathophysiologischer Mechanismen

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REPORT


Rheumatologie Leitthema Z Rheumatol https://doi.org/10.1007/s00393-020-00794-3 © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Redaktion N. Blank, Heidelberg H.-I. Huppertz, Bremen

T. Kallinich1,2,3,4 · C. Hinze5 · H. Wittkowski5 1

Klinik für Pädiatrie m.S. Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland 2 Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ), Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland 3 Berlin Institute of Health (BIH), Berlin, Deutschland 4 Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ), ein Institut der Leibniz-Gemeinschaft, Berlin, Deutschland 5 Klinik für Pädiatrische Rheumatologie und Immunologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland

Klassifikation autoinflammatorischer Erkrankungen anhand pathophysiologischer Mechanismen Der Begriff der „Autoinflammation“ wurde erstmalig 1999 eingeführt [1]. Zu diesem Zeitpunkt fasste man hierunter monogene Erkrankungen zusammen, bei denen es zu einer unprovozierten chronischen Entzündungsreaktion unter Beteiligung von Mechanismen der natürlichen Immunität kommt. Da bei diesen Entitäten Antikörper bzw. antigenspezifische T-Zellen keine Rolle spielen, konnten diese Erkrankungen mithilfe der neuen Begrifflichkeit von Autoimmunerkrankungen abgegrenzt werden. Seither wurden unter anderen durch den Einsatz der Next-Generation-Sequenzierung mehr als 30 weitere monogene autoinflammatorische Entitäten neu beschrieben [2]. Dieser enorme Wissensgewinn ermöglichte es auf der einen Seite, neue Krankheitsmechanismen, wie z. B. die Dysregulation der Typ-1-Interferone oder eine Fehlregulation der Ubiquitinierung, als Ursache autoinflammatorischer Erkrankungen zu beschreiben. Diese Erkenntnisse liefern erste Hinweise, welche weiteren medikamentösen Strategien möglicherweise zu einer anhaltenden Kontrolle der chronischen Entzündung führen könnten. Auf der anderen Seite weisen

diese Ergebnisse aber auch darauf hin, dass autoinflammatorische Prozesse sehr komplex sind, unterschiedliche Immunzellen betreffen und eine sehr variable Symptomatik hervorrufen. Zudem zeigt sich, dass die dichotomische Aufteilung in „Autoinflammation“ und „Autoimmunität“, auch wenn diese früh als phänotypisches Spektrum zwischen 2 Polen beschrieben wurde [3], nicht aufrechterhalten werden kann, da Aspekte der Erkrankungsgruppen auch kombiniert bei einem Patienten auftreten können. So beeinflusst die Dysregulation der Typ1-Interferone den Aktivierungszustand von Zellen der adaptiven Immunität; beim Aicardi-Goutie`res-Syndrom werden Teile der klinischen Symptomatik durch die Wirkung spezifischer Antikörper hervorgerufen. Zudem wird klar, dass distinkte Störungen mit einem Immundefekt und gleichzeitigem Vorliegen einer Immundysregulation vergesellschaftet sind [4–7]. Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es auf der einen Seite, die Komplexität gerade neu beschriebener Erkrankungen zu illustrieren. Auf der anderen Seite sollen aber auch Gemeinsamkeiten der wesentlichen pathophysiologischen Merkmale und der hieraus resultierenden komple-