Minimalinvasive implantologische Versorgung antikoagulierter Patienten
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FORTBILDU NG
Minimalinvasive implantologische Versorgung antikoagulierter Patienten In Deutschland nimmt etwa eine Million Menschen – meistens langfristig – orale Antikoagulanzien ein. Im Rahmen einer implantologischen Versorgung sind daher die gründliche Anamnese, die individuelle Risikostratifizierung sowie die sorgfältige Therapieplanung und -durchführung besonders wichtig, um sowohl das kardiovaskuläre als auch das Blutungsrisiko dieser Patienten so gering wie möglich zu halten. AUTOREN: PD DR. DR. PEER W. KÄMMERER1, DR. INGO BUTTCHEREIT 2 | MAINZ, 2ROSTOCK
GERINNUNGSHEMMENDE ARZNEIMITTEL
Als Antikoagulanzien werden indirekte und direkte Hemmer der plasmatischen Gerinnung bezeichnet. Die blutgerinnungshemmenden Medikamente können grob in vier Gruppen eingeteilt werden: Heparine, Vitamin-K-Antagonisten (Cumarin-
Hier kann auch Ihr Fall dargestellt werden Kasuistiken zeigen anhand von kurzen Fallbeispielen Besonderheiten der klinischen Praxis, Fallstricke der Diagnostik und ungewöhnliche Behandlungsverläufe. Wenn Sie auch eine interessante Falldarstellung haben, schicken Sie Ihren Vorschlag mit Beschreibung und Bildmaterial an [email protected]
DER FREIE ZAHNARZT - Oktober 2020
derivate wie Marcumar®), direkte orale Antikoagulanzien (DOAK), dazu zählen Thrombininhibitoren (Dabigatran) sowie Faktor-Xa-Inhibitoren wie Rivaroxaban, Apixaban und Edoxaban und zu guter Letzt Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure (ASS). Durch die antikoagulative beziehungsweise antiaggregatorische Therapie sollen thrombembolische Ereignisse vermieden werden, gleichzeitig aber gilt es, das Blutungsrisiko bei Operationen auch bei Weiterführen der Medikation so gering wie möglich zu halten. Neben der sorgfältigen Anamnese ist daher eine individuelle Risikostratifizierung ratsam. Da zahnärztliche Eingriffe im Vergleich mit relativ geringen Blutungen einhergehen, unterscheidet die Leitlinie Zahnärztliche Chirurgie unter oraler Antikoagulation/ Thrombozytenaggregationshemmung [1] zwischen typischen akuten und elektiven Eingriffen. Zu ersteren gehören Zahnextraktionen, Lappenplastiken, kleine Weichgewebseingriffe, Osteotomien,
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Abb. 1 Ausgangssituation: dünner, schmaler Kieferkamm mit hochangesetzten Wangenbändern
Abb. 2 Ausreichende Kieferkammhöhe (>20 mm)
Implantationen und Augmentationen. Eingriffe im Mundbodenbereich, im Sinus maxillaris und im retromaxillären Raum sowie infizierte Wunden und Abszesse sind mit erhöhtem Blutungsrisiko verbunden. Sie sollten eher durch Fach(zahn)ärzte oder auch unter stationären Kautelen e rfolgen. Der Leitlinie ist ebenfalls zu entnehmen, wann welche Medikation weitergeführt werden muss. Um das Blutungsrisiko zu ermitteln, ist bei den Vitamin-K-Antagonisten der tagesaktuelle Wert der International Normalized Ratio (INR) ausschlaggebend, der je nach Erkrankung maximal 3 bis 3,5 betragen und vor einem zahnärztlich-chirurgischen Eingriff im unteren therapeutischen Bereich gehalten werden sollte. Ein Wert >4 stellt ein inakzeptabel ho
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