Perspektivische Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft und die Art des Arbeitens

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REPORT


Zeitgespräch

Ole Wintermann

Perspektivische Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft und die Art des Arbeitens Deutsche Unternehmen haben in den letzten Jahren die Digitalisierung von Arbeitsprozessen nicht entscheidend vorangebracht (Baethge und Boberach, 2018). Es waren und sind weiterhin typische Fehlermuster zu erkennen, wenn es darum geht, das eigene Unternehmen zu „digitalisieren“. Führungskräfte begriffen die Digitalisierung allzuoft allein als technische Herausforderung, was dazu führte, dass Zuständigkeiten allein in der IT-Abteilung verortet wurden. Dabei beschreibt die digitale betriebliche Transformation die qualitative Weiterentwicklung der vorhandenen Arbeitskultur in Kombination mit der beständigen Neuausrichtung des etablierten Geschäftsmodells. Beides wird durch eine entsprechende technisch fokussierte Digitalisierung natürlich garantiert. Ein technisch erfolgreiches Social Intranet ist aber erst dann funktional erfolgreich, wenn es durch eine Kultur der Offenheit und des Vertrauens mit Leben gefüllt wird. Als Folge dieser technischen Fixierung und damit Fehleinschätzung haben Geschäftsführungen und Vorstände tendenziell gar nicht erkannt, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf ihr Geschäftsmodell haben könnte. Die derzeitige Krise der deutschen Autoindustrie ist zu einem gewissen Teil dieser Unwissenheit geschuldet. Eine weitere Branche, die den Kunden und sein verändertes Kaufverhalten ignoriert hat, ist der Einzelhandel. Amazon ist nicht deshalb erfolgreich, weil Kunden in Deutschland den Fußgängerzonen bewusst den Rücken zukehren, sondern weil deutsche Einzelhandelsunternehmen es bis heute versäumt haben, die immense Bedeutung der Plattformökonomie zu erkennen und sich nach den veränderten Kundenwünschen auszurichten. Die Erstellung einer Verkaufsplattform im Internet und die Disruption angestammter analoger Geschäftsmodelle ist weniger eine technische als vielmehr eine kulturelle Herausforderung. Personalabteilungen arbeiten systemerhaltend

derung der Arbeitskultur – häufig subsumiert unter dem Oberbegriff New Work – wurde damit durch eine neue innere Haltung der neuen Beschäftigten in den Unternehmen nicht gestützt. Die Pfadabhängigkeit der Personalabteilungen, die ihnen durch die Geschäftsführungen und der internen Führungskultur vorgegeben wurde, führt zum Selbsterhalt eines in digitaler Perspektive nicht mehr funktionalen Systems. Digitalkompetenz in Führungsetagen nicht selbstverständlich Transformation ist eine Führungsaufgabe. Wenn die Führung eines Unternehmens kein Signal zur Transformation gibt und intern ein Klima der Versagensangst, des Misstrauens, der Machtanhäufung durch intransparente Information und Kommunikation herrscht, wird die Belegschaft auch nicht bereit sein, diesen Schritt zu gehen. Warum sollten Informationen geteilt werden, wenn das Vorenthalten von Information durch Machtzuwachs gefördert wird? Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass der Erfolg der Transformation meist von der digitalen Kompetenz der Leitungsebene abhängig ist. Verschiedene Studi