Pflege hinter Gittern

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Pflege hinter Gittern Kein Job wie jeder andere  Am Arbeitsplatz von Michael Morgens sieht es eigentlich aus wie in jedem Krankenhaus. „Der einzige Unterschied ist, dass die Fenster vergittert sind und die Türen von innen nicht geöffnet werden können“, sagt der Pflegedienstleiter. Den Großteil seines Berufslebens hat er hinter diesen Gittern verbracht: im Justizvollzugskrankenhaus Wittlich in der Eifel.

M

ichael Morgens, der in den 1970er-Jahren über die Bundeswehr in den Pflegeberuf kam, ist eher zufällig im Strafvollzug gelandet, als 1980 Mitarbeiter für das neu eingerichtete Justizvollzugskrankenhaus (JVK) in Wittlich gesucht wurden. Dass das rheinland-pfälzische JVK an diesem Standort beheimatet ist, ist unter anderem dem Umstand geschuldet, dass der RAF-Terrorist Holger Meins 1974 in der dortigen Justizvollzugsanstalt (JVA) an den Folgen eines Hungerstreiks verstorben war. Gäbe es ein richtiges Krankenhaus für Inhaftierte, könnte man früher und effektiver intervenieren, dachten sich die Verantwortlichen damals.

Das ist anders Ein paar weitere Unterschiede zu öffentlichen Krankenhäusern gibt es dann doch. Das beginnt, wenn Morgens zu seinem Arbeitsplatz gelangen will, der von einer hohen Mauer umgeben ist. Im JVK Wittlich gelten die gleichen Sicherheitsvorkehrungen wie in einem normalen Gefängnis. Der Schlüsselbund darf nicht mit nach Hause genommen werden, sondern wird jeden Tag vor Ort ausgehändigt. Die Pflegekräfte können nicht einfach von Krankenzimmer zu Krankenzimmer gehen, sondern arbeiten auf den Stationen Hand in Hand mit Vollzugsbeamten und müssen die individuellen Sicherheitsmaßnahmen beachten, die je nach Patient anders aus-

fallen. Die Kollegen müssen sich vorher überlegen, welche Pflegeutensilien sie brauchen – und auch nur die mit ins Krankenzimmer nehmen. Und ganz wichtig: auch wieder mit rausnehmen, insbesondere gefährliche Gegenstände wie Scheren oder Pinzetten. Jeder Mitarbeiter trägt zudem eine Art Funkgerät bei sich, um im Notfall schnell Hilfe anzufordern. Leider kommt es immer mal wieder zu tätlichen Übergriffen durch Patienten. Wenn Michael Morgens auf seine 40-jährige Tätigkeit im Justizvollzug zurückblickt, beobachtet er sogar einen Anstieg der Gewalttätigkeit. „Man begibt sich hier aber trotzdem nicht ständig in Lebensgefahr oder hat nur mit unangenehmen Patienten zu tun“, stellt er klar. Gleichzeitig krank und Gefangener zu sein – unter Umständen mit einer sehr langen Haftstrafe: Das ist für viele sehr belastend und erfordert besonderes Fingerspitzengefühl vonseiten der Pflegenden. Zu starkes Mitgefühl ist aber auch fehl am Platz, das wird gerne ausgenutzt.

Höhere Durchseuchungsrate Auch hinsichtlich der Krankheitsbilder und Vorerkrankungen hat das Team von Michael Morgens es mit einer anderen Klientel zu tun als „draußen“: Die Durchseuchungsrate an übertragbaren Erkrankungen wie Hepatitis, Tuberkulose oder Krätze ist deutlich höher, ebenso der Anteil an Suchterkrankungen. Erkrankt ein Strafgefangener, so steht ihm laut Gesetz die gleiche medizinische

© JVK Wittlich (3 x)

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