Radikale Zystektomie - und dann?

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REPORT


© Sebastian Kaulitzki / Fotolia

Medizin ak tuell

Wird die Blase wegen eines Tumors entfernt, muss sich der Patient für eine Methode der Harnableitung entscheiden.

Nachsorge bei supravesikaler Harnableitung

Radikale Zystektomie – und dann? Michael Zellner, Lisa-Marie Klokow, Wolfgang Schöps

Die orthotope Neoblase gilt als Goldstandard nach radikaler ­Zystektomie. Es sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden, welche Folgen diese Methode der Harnableitung für das durch die Zystektomie erreichte postoperative Langzeitüberleben hat.

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twa 70 % aller klinisch erfassten urothelialen Blasentumoren sind zum Zeitpunkt der Diagnose auf die Mukosa oder die Submukosa be­ schränkt, die verbleibenden 30 % sind primär muskelinva­sive Tumoren. Die Therapie der ersten Wahl des nicht ­metastasierten muskelinvasiven Harn­ blasenkarzinoms ist die radikale Zyst­ ektomie [1]. Die in der Folge erforderliche Harn­ ableitung wird in der Regel über eine orthothope Neoblase, einen Pouch, ein Ileum-Conduit oder eine Ureter-Haut­ fistel realisiert. Dabei wird von den meisten operativ tätigen Urologen die orthotope Neoblase als der Goldstan­ dard betrachtet. Zweifelsfrei und vor al­ lem wegen des technisch gesehen hohen chirur­ g ischen Anspruchs adeln das

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Angebot und die Durchführung e­ iner jährlich möglichst hohen Anzahl jede urologische Abteilung mit diesem Ein­ griff zu einem urologischen Kompe­ tenzzentrum. Selbstverständlich sind die Aussicht auf Verhältnisse, die den natürlichen anatomischen und physiologischen Be­ dingungen am nächsten kommen, für jeden Betroffenen verlockend. Und ­natürlich handelt es sich auch bei die­ sem Eingriff nicht um eine „WellnessIntervention“, sondern um eine lebens­ rettende Operation. Gerade im Hin­ blick auf das durch die Zystektomie ­erreichte ­postoperative Langzeitüber­ leben sollten bei der Entscheidung zur ­orthotopen Neoblase jedoch die ­folgenden A ­ spekte nicht außer Acht ge­ lassen werden.

Kritikpunkte der Nachsorge Unbestreitbare postoperative Folgen des Eingriffs sind Kontinenzstörungen (vor allem nachts), Restharnbildung, Hyperkontinenz (vor allem bei Frauen) mit der Notwendigkeit des intermit­ tierenden Selbstkatheterismus, meta­ bolischen Folgen und Komplikationen ­sowie rezidivierende Harnwegsinfekti­ onen. Die „standardisierte Nachsorge“ ist in einer Reihe von Leit­linien, etwa in der S3-Leitlinie „Früh­erkennung, Dia­ gnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms Langversion 2.0 – März 2020“ (AWMF-Registernummer: 032/038OL) niedergelegt [2]. Dennoch dürfen einige Kritikpunkte der Nachsorge nicht übersehen werden und sollten vermehrt in das Bewusst­ sein derjenigen Urologen und Opera­ teure gerückt werden, die den Betroffe­ nen bei der Entscheidung über die zu wählende Harnableitung beraten und deren unbestrittene chirurgische Meis­ terleistung damit keinesfalls geschmä­ lert werden soll! URO-NEWS  2020; 24 (12)

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Der wunde Punkt

Krank durch Rehabilitationsmaßnahmen? Unverändert weitverbreitete Praxis in der urologischen Rehabi­ litation wenig