Harnableitung nach radikaler Zystektomie

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REPORT


Paulo L. Pfitzinger · Armin Becker Urologische Klinik und Poliklinik, LMU Klinikum München, München, Deutschland

Harnableitung nach radikaler Zystektomie Operative Technik und postoperatives Patientenmanagement

Die operative Exenteration des kleinen Beckens ist ein schwerwiegender Eingriff, welcher mit einer hohen Komplikationsrate einhergeht. Nach der Harnblasenentfernung bedarf es einer suffizienten Harnableitung, welche in den meisten Fällen interdisziplinär durch das Anlegen eines Ileum-Conduits oder einer Ureterokutaneostomie erfolgt. Dieser Artikel soll als Leitfaden für die prä-, intra- und postoperative Behandlung dienen, um gängige Behandlungsfehler zukünftig zu vermeiden. Das lokal fortgeschrittene Rezidiv des Rektumkarzinoms bedarf je nach Lokalisation und Infiltration benachbarter Organe eines multimodalen Therapieansatzes mit möglicherweise ausgedehnter Exenteration im kleinen Becken. Die aktuelle S3-Leitlinie zum Rektumkarzinom empfiehlt beim makroskopischen Verdacht einer Adhärenz an benachbarte Organe, strikt von einer Schnellschnittuntersuchung abzusehen und eine multiviszerale En-bloc-Resektion durchzuführen [6, 9]. Hierbei kommt es durch die anatomische Nähe zu den ableitenden Harnwegen zu einer Resektion der Harnblase, Samenblasen, Prostata und ggf. beider Ureteren beim Mann sowie einer Ovarektomie und Hysterektomie, falls erforderlich auch mit Exzision des kompletten Vaginalkanals bei der Frau [5]. In diesem Artikel sollen die am häufigsten durchgeführten Harnableitungen aus chirurgisch-urologischer Sicht präsentiert und besonders auf die intra-

und postoperative Behandlungstechniken eingegangen werden.

Präoperative Vorbereitung Aufgrund der Schwere des Eingriffs ist bei einer geplanten viszeralen Metastasektomie im Sinne einer Multiviszeralentfernung mit Zystektomie eine gründliche klinische Evaluation des Patienten aus chirurgischer und anästhesiologischer Sicht durchzuführen. Hierbei stehen ECOG-Status, kardiozirkulatorische und pulmonale Funktionen im Vordergrund.

Aufklärung des Patienten »sollteDiebesonders im Fokus stehen Die Aufklärung des Patienten sollte besonders im Fokus stehen. Hierbei spielt die Art der geplanten (und ungeplanten) Harnableitungsmethode eine wichtige Rolle, mit den zu erwarteten psychosozialen Auswirkungen und den Veränderungen, die diese im Alltag des Patienten mit sich bringen werden. Wann immer möglich, sollte ein präoperatives Konsil mit einer erfahrenen Stomatherapeutin oder einem Stomatherapeuten erfolgen. Ziel hierbeiistes, sichmitdenVersorgungsmöglichkeiten vertraut zu machen und die optimale Lage der Stomaposition sowohl im Sitzen als auch im Stehen zu markieren. Im Rahmen des Enhanced-RecoveryAfter-Surgery(ERAS)-Protokolls sollte am Tag vor der Zystektomie ein Kohlenhydrat-Loading erfolgen, z. B. mit hochkalorischer Trinknahrung, und

hierbei bedarf es sonst in der Regel keiner eingriffsspezifischen Darmvorbereitung. Manche Kliniken präferieren es, am Abend vor der Operation noch eine orale Therapie mit Natriumpicosulfat zur besseren Darmentleerung zu beginnen.