Therapien nicht vorsorglich absetzen!

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REPORT


Therapien nicht vorsorglich absetzen! Wie sollen Patienten mit allergologischen Erkrankungen in der COVID-19-Pandemie behandelt werden? Dazu gibt es mittlerweile mehr Erfahrung und explizite Anleitung – sogar in Positionspapieren. Der Haupttenor aller Experten zum Thema Allergiebehandlung in Zeiten von ­COVID-19 war: Solange keine Infektion mit COVID-19 feststellbar ist oder vermutet wird, sollen die Therapien soweit möglich weitergeführt werden.

Urtikaria und atopische Dermatitis

Zum einen könnten Urtikaria/Angioödem laut Fallberichten ein erstes Zeichen für eine COVID-19-Infektion sein [1], erklärte Prof. Randolf Brehler, Universitätsklinikum Münster. Zum anderen „scheinen Patienten mit Urtikaria und atopischer Dermatitis nach bisherigen Publikationen keine besonderen Risikogruppen für häufigere Infektionen oder einen schwereren Verlauf von COVID-19 zu sein“, beruhigte Brehler. Darüber hinaus seien Antihistaminika, Omalizumab, Dupilumab [2] und Ciclosporin A zumindest bisher keine besonders problematischen Medikamente im Rahmen der COVID-19-Pandemie. „Alle diese Therapien sollen nicht prophylaktisch während der Pandemie abgesetzt werden“, mahnte er. Die Gefährdung, dass die Patienten dann Steroide brauchen, ist hoch, und über längere Zeit gegebene Kortikosteroide erhöhen die Infektanfälligkeit. Im Falle einer COVID-19-Infektion müsse eine immunsuppressive Therapie aber ggf. unterbrochen werden.

Ausnahme hereditäres Angioödem?

Es gebe zwar wenige Befunde dazu, aber Patienten mit hereditärem Angioödem (HAE) könnten gefährdet sein, einen schwereren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung zu erleiden. Denn „für HAE sind Infekte ein Trigger und im Falle der Intubation kann das Ganze fatal verlaufen, weil auch das ein Trigger für eine Angio-

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ödem-Attacke ist“, mahnte Brehler. Der COVID-19-auslösende Erreger SARSCoV-2 bindet nach Darstellung von Brehler an den ACE2-Rezeptor, was Bradykinin erhöht, das beim HAE eine wichtige Rolle spielt. Für einige Medikamente, mit denen das HAE behandelt wird, wird allerdings gerade ein positiver Effekt auf COVID-19 spekuliert. So wird der prophylaktisch eingesetzte Kallikrein-Antikörper Lanadelumab derzeit als Medikament für die Behandlung von COVID-19 in einer offenen kontrollierten Studie ­(EudraCT Number: 2020-002472-12) geprüft. Diskutiert werde auch, dass Bradykinin-Hemmer ebenfalls einen positiven Effekt auf COVID-19 haben könnten, sagte Brehler und folgerte: „Wenn ich solche Patienten hätte, hätte ich keine Hemmungen diese Medikamente einzusetzen, zumal ein positiver Effekt auf die Virus­ erkrankung spekuliert wird.“

Asthma

Auch Asthma-Patienten sollten die bewährte Therapie beibehalten, insbeson­ dere verordnete inhalative und orale Kortiko­steroide, forderte Prof. Roland Buhl, Johannes Gutenberg Universität Mainz [3]. „Das Absetzen von Kortikosteroiden kann zu gefährlichen Verschlechterungen der Asthma-Kontrolle führen. Die kurzzeitige Therapie mit oralen Kortikosteroiden ist ein wichtiges Element der Behandlung von Asthma-Anfällen“, erinnerte er. Er empf