Wann Wechselwirkungen das Leben bedrohen
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Kein ASS plus Ibuprofen!
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Wann Wechselwirkungen das Leben bedrohen Bei einem Patienten, der mehr als ein Medikament einnimmt, sind Wechselwirkungen unvermeidlich. Gott sei Dank sind die meisten unproblematisch. Doch in seltenen Fällen kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen.
sprechender genetischer Disposition zu Torsade de pointes führen, die nicht selten tödlich enden“, so Brune.
„Die Häufigkeit und Gefährlichkeit der Arzneimittelinteraktionen steigt exponentiell mit der Anzahl der eingenommenen Wirkstoffe an“, sagte Prof. Kay Brune vom Pharmakologischen Institut der Universität in Erlangen. Bei einem geriatrischen Patienten, der heute durchschnittlich zehn Medikamente pro Tag einnehme, könnten die Risiken kaum Medikamenten- noch überschaut Cocktail? werden. Doch sei es schwierig, grundsätzLieber nicht! lich indizierte Medikamente abzusetzen. Deshalb werde in der Praxis häufig zu einer bestehenden und scheinbar bewährten Medikation beim Auftreten neuer Probleme ein weiteres Medikament hinzugefügt. „Und dies geschieht oft zum Schaden des Patienten“, so Brune. Das kundige Weglassen eines Medikamentes könne dann zu einer überraschenden Besserung führen. Deshalb empfiehlt Brune als Faustregel: so wenig Medikamente wie möglich, und diese in einer risikoarmen Form.
Das frei verkäufliche, gegen Durchfall wirkende Loperamid (Imodium®) kann Morphin ähnliche Wirkungen verursachen, nämlich dann, wenn der Übertritt in das Gehirn nicht blockiert ist. „ Normalerweise verhindert eine Pumpe den Übertritt von Loperamid ins Gehirn, doch bestimmte Medikamente wie Verapamil und Chinidin können diese hemmen“, so Brune. Bei gleichzeitiger Einnahme einer dieser Substanzen könne es deshalb zu Morphin ähnlichen Effekten kommen. Daran sollte der Arzt immer denken, wenn er zu einem bewusstlosen Patienten mit oberflächlicher Atmung gerufen wird. „In Drogenkreisen wird sogar versucht, diesen Effekt gezielt und kontrolliert zu erzeugen“, so Brune.
Wirkungsverstärkung oder -abschwächung
Medikamenten-Interaktionen können entweder zu einer Abschwächung bzw. einem Verlust oder zu einer Verstärkung der Wirkung bis hin
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01 • 2013
zu Intoxikationen führen. „Auch wenn die meisten Wechselwirkungen unproblematisch sind, und weder vom Arzt noch vom Patienten bemerkt werden, sollte der Arzt immer überlegen, ob bei einer Änderung der Therapie ein akutes Risiko heraufbeschworen werden kann“, so Brune.
Ibuprofen neutralisiert ASS-Wirkung
Die thrombozytenaggregationshemmende Wirkungen der Acetylsalicylsäure beruht auf einer Hemmung der Cyclooxygenase der Blutplättchen. Für diese Wirkung steht dem oral zugeführten ASS jedoch nur ein begrenzter Zeitraum von 30 Minuten zu Verfügung. Anschließend ist ASS verstoffwechselt und damit unwirksam. Bei gleichzeitiger Gabe von Ibuprofen ist das aktive Zentrum der Cyclooxygenase des Blutplättchens besetzt, so dass das Enzym nicht mehr für ASS zugängig ist. Deshalb sollte Ibuprofen und ASS immer zeitversetzt eingenommen werden, d.h. ASS muss ca. 2 Stund
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