Wie riskant ist das und mit welchen Kosten muss er rechnen?

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REPORT


atient will eine Echthaartransplantation

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Wie riskant ist das und mit welchen Kosten muss er rechnen?

Vielleicht sollte er doch besser zum Toupet greifen. Frage von Dr. J. M.: Mein Patient (m, 57) leidet über die Maßen an seinem nach meinem Dafürhalten völlig altersentsprechenden Haarausfall. Nun denkt er über eine Echthaartransplantation nach und ist dank des Einflusses der Herren Berlusconi et al. wohl nicht mehr von dieser Idee abzubringen. Was hat der Patient zu erwarten, auch hinsichtlich Risiken, Nebenwirkungen, Kosten etc.? Antwort von MMW-Experte Dr. Stiefelhagen M. E. sollten Sie dem Patienten eine solche Maßnahme ausreden. Sollte er allerdings darauf bestehen, kann er sich im Internet entsprechende Adressen von Praxen und Kliniken suchen, die solche Haartransplantationen durchführen, wobei entsprechende Anbieter natürlich kommerzielle Interessen haben. Wenn die volle Haarpracht für das Selbstwertgefühl des Patienten so wichtig ist, dann gibt es ja noch die Möglichkeit eines Toupets.

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Antwort von MMW-Experte Prof. Füeßl: Wer sich einer Haartransplantation unterziehen möchte, muss sich auf ein langwieriges, blutiges und teures Unternehmen einstellen. Es können rund 400–800 „Grafts“ verpflanzt werden, also rund 2000 Haarwurzeln, wobei eine Sitzung 2–4 Stunden dauert. In der Regel sind mehrere Sitzungen erforderlich. Bei den Operationen gibt es verschiedene Vorgehensweisen: So können ein zentraler Teil der Kahlstelle herausgeschnitten und die behaarten Restflächen zusammengenäht werden. An der Nahtstelle bleibt eine deutliche Narbe zurück. Kosmetisch erfolgreicher ist es, wenn kahle Stellen durch Haar aufgefüllt werden, das von anderen Kopfpartien, meistens vom Haarkranz am Hinterkopf, verpflanzt wird. Unter den Klagen, die man von Patienten hört, die sich dieser Prozedur unterzogen haben, führen folgende Punkte: ■ ein unnatürlicher Haaransatz („wie mit einem Lineal“), ■ die unschöne Operationsfläche (gerötet, dunkle Punkte) in den ersten Monaten; ■ mangelnde Aufklärung über die Zahl der letztlich notwendigen Operationen; ■ eine zu früh erfolgte erste Behandlung. Solange der Haarausfall noch fortschreitet, sollte man mit der Behandlung zurückhaltend sein. ■ Infektionen auf der Kopfhaut, ■ Vernarben durch zu dichtes Setzen, ■ Kosmetische Mängel durch nachlässiges

Verpflanzen (unnatürlicher Haaransatz, wirrer Haarwuchs wegen falsch gesetzter Wuchskanäle). ■ Keloidbildung, Entstehung von Fremdkörpergranulomen, ■ stärkere Nachblutungen und ■ Narbenschmerzen für längere Zeit. Wie bei allen operativen Behandlungen empfiehlt es sich, mit dem Operateur eingehend zu sprechen, Patienten zu befragen, die sich bei diesem Operateur schon haben operieren lassen, oder Interneteinträge als Referenzen zu studieren. Natürlich müssen auch die Kosten vorab geklärt werden.

Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Isar-Amper-Klinikum, München-Ost, Haar

Dr. med. P. Stiefelhagen Westerwald-Klinik Hachenburg

MMW-Fortschr. Med. Nr. 21 / 2012 (154. Jg.)