Schmerzen im Alter: Pro & Contra Opioide

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REPORT


bis 50. Lebensjahr keine beschwerdefreien Zeitabschnitte mehr. Auch sei mit zunehmendem Alter keine Besserung zu beobachten, sagte Horlemann. Im Vordergrund der Behandlung steht zunächst die Aufklärung und Schulung der Patienten über ihre Krankheit, am besten gemeinsam mit Ehepartnern oder Kindern. Es gilt, Bewältigungsstrategien für den Umgang mit den individuell unterschiedlichen Symptomen zu entwickeln. Das zeitweise Führen eines Symptomta-

Virtueller Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2020

gebuchs kann sinnvoll sein. Nichtmedikamentöse Optionen sind etwa Entspannungsverfahren bei angstbetonten Patienten, Wärme- oder Kälteanwendungen, kognitive Verhaltungstherapie sowie leichtes aerobes Körpertraining. Medikamente sind angezeigt zur Schmerzlinderung und um den gestörten Schlaf sowie die depressive Symptomatik bessern. Sedativa sollten sehr zurückhaltend eingesetzt werden, warnen die Schmerztherapeuten der DGS. Em-

Schmerzen im Alter: Pro & Contra Opioide Im Alter sind langwirksame Opioide eine Säule der Langzeittherapie von ­Patienten mit starken Schmerzen – Tipps für die Differenzialtherapie.

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lten Menschen werden in der Praxis zu oft und zu lange nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) verordnet, hieß es beim virtuellen Deutschen Schmerzund Palliativtag 2020 der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS). Abgesetzt werden müssen NSAR bei moderater bis schwerer Hypertonie, bei gleichzeitiger Herzinsuffizienz, chronischem Nierenversagen und bei Einnahme von Cumarinen. Prinzipiell gilt: NSAR sollten nur für möglichst kurze Zeit in geringer Dosis und in der Indikation „Entzündungsschmerz“ verordnet werden, erklärte Dr. Johannes Horlemann, Präsident der DGS. Opioide kommen nach Auffassung der DGS gerade im Alter sowohl für die Kurzzeittherapie akuter starker Schmerzen infrage, etwa postoperativ oder bei Postzosterneuralgie, als auch für eine Langzeittherapie wie bei chronischen Tumor- und Nichttumorschmerzen. Zu letzteren zählt Horlemann vor allem chronische Rücken- und Arthroseschmerzen, als auch chronische neuropathische Schmerzen. „Bei allen anderen nicht-tumorbedingten chronischen Schmerzen ist eine Therapie mit opioidhaltigen Analgetika aufgrund der unzureichenden Datenlage als individueller Therapieversuch anzusehen.“ Für die Verordnung von Opioiden im Alter sprechen an erster Stelle die fehlende Organtoxizität. Auf der Pro-Seite zählte der Schmerztherapeut weiterhin

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die individualisierbaren Galeniken und Darreichungsformen auf sowie den großen Dosierungsspielraum. Opioide sind im Unterschied zu NSAR auch bei stärksten Schmerzen wirksam und sie sind gut kombinierbar. Mögliche Contra-Argumente sind die Opioid-induzierte Obstipation (OIC) ohne Toleranzentwicklung im Verlauf sowie teils Übelkeit, Erbrechen und sedierende Effekte zu Beginn der Therapie. „Die Atemdepression spielt bei der oralen Medikation eine sehr geringe Rolle, ebenso wie das Abhängigkeitspotenzial, wenn man Retardopioide nutzt“, sagte Horlemann. Die bei alten Menschen häufig bestehenden Leber- und Niereninsuffizienz lässt sich