Schmerzmedizinische Versorgung chronisch schmerzkranker Kinder und Jugendlicher in Deutschland

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REPORT


Lea Höfel1 · Nicole Draheim1 · Johannes-Peter Haas2 · Friedrich Ebinger3 1

Zentrum für Schmerztherapie junger Menschen, Kinderklinik Garmisch-Partenkirchen gGmbH, Garmisch-Partenkirchen, Deutschland 2 Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie, Kinderklinik Garmisch-Partenkirchen gGmbH, Garmisch-Partenkirchen, Deutschland 3

Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, St. Vincenz-Krankenhaus, Paderborn, Deutschland

Schmerzmedizinische Versorgung chronisch schmerzkranker Kinder und Jugendlicher in Deutschland Eine Bestandsaufnahme

Hintergrund Chronische Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen stellen ein relevantes und zunehmendes Gesundheitsproblem dar. Die Prävalenz von seit 3 Monaten bestehenden Schmerzen betrug im Kinderund Jugendgesundheitssurvey des Robert Koch-Instituts, der 2003–2006 mit mehr als 150.000 Befragten durchgeführt wurde, 71,1 % (3- bis 10-Jährige 64,5 %, 11- bis 17-Jährige 77,6 %); für Schmerzen mindestens einmal pro Woche lag sie bei 9,9 % (3–10 Jahre) bzw. 24,3 % (11–17 Jahre; [11]). 54,1 % der Jugendlichen und 35,9 % der Jüngeren suchten deshalb einen Arzt auf. Bei 54,7 % bestanden Schmerzen an mehr als einer Lokalisation. In Nordschweden gaben von 1100 Kindern (6–13 Jahre) 2/3 Schmerzen mindestens einmal im Monat an, 1/3 mindestens einmal pro Woche und 6 % täglich [32]. In Katalonien fanden sich bei 37,3 % von 561 untersuchten Schulkindern chronische Schmerzen [16]. Die Prävalenz chronischer Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen steigt mit zunehmendem Alter [11, 34]. Auch die primäre Schmerzlokalisation ändert sich altersabhängig: im jüngeren Alter eher Bauchschmerzen, beim Jugendlichen häufiger Kopfschmerzen, später auch Rückenschmerzen [11, 34].

Chronische Schmerzen vermindern die Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen und führen zu Beeinträchtigungen im Alltag [16, 22, 33], z. B. hinsichtlich des Schulbesuchs [26, 29, 33], des Schlafs [25, 31], der sozialen Kontakte in der Peergroup oder des Ausübens vonHobbys [33, 34]. Sie sind häufig mit anderen somatischen Beschwerden und in bis zu 60 % der Fälle mit psychischen Auffälligkeiten, insbesondere mit internalisierenden Störungen wie Angst, Depression oder posttraumatischer Belastungsstörung assoziiert [2, 10, 21, 24, 36, 37, 39]. Über die letzten Jahrzehnte nahm die Prävalenz chronischer Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen zu [38]. So stieg inFinnland die Halbjahresprävalenz häufiger rezidivierender Kopfschmerzen bei Einschülern von 5 % in 1974 auf 19 % in 2002 [1]. Zu den Risikoverstärkern hinsichtlich Auftreten und/oder Prognose von Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen gehören u. a. geringer sozioökonomischer Status, mangelnde Bewegung, Rauchen und insbesondere psychische Stressoren [17–19, 38, 39]. So leiden Kinder und Jugendliche mit chronischen Schmerzen auch im späteren Erwachsenenalter gehäuft an einer Schmerzerkrankung [5–7, 20]. Die Genese chronischer Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen ist in einer

Interaktion von biologischen Faktoren (z. B. körperliche Grunderkrankung, vorangegangene Schmerzerfahrungen), physisc