Strategien von Frieden und Erneuerung in Belfast

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Strategien von Frieden und Erneuerung in Belfast Der nordirische Unionismus auf der Suche nach einem Platz im Friedensprozess Felix Schiedlowski

Eingegangen: 11. Dezember 2019 / Überarbeitet: 7. September 2020 / Angenommen: 12. September 2020 © Der/die Autor(en) 2020

Zusammenfassung Mehr als zwanzig Jahre nach dem Abschluss des Karfreitagsabkommens steckt der nordirische Friedensprozess in einer Sackgasse. Während der Einfluss paramilitärischer Gruppen massiv schrumpfte, stagniert die politische und gesellschaftliche Annäherung zwischen den britisch-protestantischen Unionisten und den irisch-katholischen Nationalisten. Dieser Artikel identifiziert daher einen Friedensprozess der zwei Geschwindigkeiten, welcher nirgendwo so offen zu Tage tritt wie in Belfast. In der Hauptstadt hat sich die Form der politischen Auseinandersetzung partiell verschoben, Faktoren wie Geschichte, Identität oder Kultur sind unlängst zur Ware geworden. Insbesondere der Unionismus hat Schwierigkeiten, mit dieser Entwicklung Schritt zu halten. Während der Unionismus landläufig mit der konfliktträchtigen Vergangenheit des Landes assoziiert wird, inszeniert sich insbesondere das Stadtzentrum von Belfast als aufstrebend und befriedet. Für die unionistische Gemeinschaft der Stadt stellt sich jedoch die Frage, wie sie an diesem Wandel Anteil nehmen kann und muss. Dieser Prozess ist zugleich eine Suche nach einem Platz im nordirischen Friedensprozess an sich. Schlüsselwörter Friedensprozess · Urbanität · Kulturerbe · Belfast · Nordirland

Strategies of peace and renewal in Belfast Northern Irish Unionism and the search for a place in the peace process Abstract More than twenty years after the signing of the Good Friday Agreement, the Northern Irish peace process seems to be locked in a stalemate. While the influence of paramilitary groups decreased massively, the political and social relationship F. Schiedlowski () Seminar für Ethnologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Reichardtstraße 11, 06114 Halle, Deutschland E-Mail: [email protected]

K

F. Schiedlowski

between the British-Protestant unionist and the Irish-Catholic nationalist community remains tensed. Therefore, this article identifies a Janus-faced peace process which becomes openly visible in Belfast. In the capital city, factors such as history, identity, or culture have become commodities. The unionist community, in particular, has difficulties to keep pace with this trend. While unionism tends to be critical of the developments post-1998, some corners of Belfast appear to be a built manifestation of a positive peace process. For the city’s unionist community, however, this opens up the question as to how it can participate in this change. This process is also a search for a place in the Northern Ireland peace process in itself. Keywords Peace process · Urbanity · Cultural heritage · Belfast · Northern Ireland

1 Einleitung Belfast galt lange Zeit als Epizentrum des Nordirlandkonflikts, doch mit dem Karfreitagsabkommen von 1998 erlebt die Stadt e