Strategien zur Vermeidung von Antibiotikaresistenzen
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R. Riessen, Tübingen K. Schröppel, Tübingen
Antibiotika ermöglichen eine kausale, meist schnelle und gut ver trägliche Therapie bakterieller Infek tionen und sind damit für Intensiv patienten oft genug lebensrettend. Die individuelle Therapie übt aller dings einen gerichteten Selektions druck aus, der das Erregerspektrum für die gesamte Gesellschaft nega tiv beeinflusst. Diese beiden Aspekte stehen dabei nur bedingt im Konflikt: Der behandelte Patient ist auch der erste, der von einer Super- oder Zweitinfektion mit einem resistenten Erreger betroffen sein kann. Das Auftreten von Resistenzen begleitet die Geschichte der Antibiotika von Anfang an [18]. Neben epidemiologi schen Zusammenhängen, wie etwa zwi schen dem Einsatz von Cephalosporinen der dritten Generation und dagegen resistenten Enterobacteriaceae (Phänotyp ESBL; [10]), kann dieses Phänomen auch direkt an einzelnen Patienten beobachtet werden. Beispielsweise wurde für invasive Pneumokokkeninfektionen gezeigt, dass sich bei Vorbehandlung innerhalb der letzten drei Monate mit einem Penicillin, Makrolid, Fluorchinolon oder mit Co trimoxazol das Risiko für die Isolierung eines Stamms mit Resistenz gegen die ein gesetzte Substanzklasse vervielfachte [27]. Die Therapie mit Piperacillin/Tazobactam in den 30 Tagen vor einer nachgewiesenen Infektion durch Pseudomonas aeruginosa verdoppelte bei Intensivpatienten fast die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um ein gegen Piperacillin/Tazobactam resisten tes Isolat handelte (37% mit Vorbehand lung vs. 20% ohne, p=0,0191; [4]).
M.G. Kees Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin, Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin
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Individuelles und gesellschaftliches Wohl stehen nur bedingt im Konflikt Auch wenn der Kampf gegen Resistenzen auf der Intensivstation eindrucksvoll zu beobachten ist (vor allem die Niederla gen), kann die Intensivmedizin selbst durch ein perfektes Verschreibungsver halten wohl nur einen kleinen Beitrag leis ten. Es erscheint aber vernünftig, folgende Annahmen und Grundsätze bei der Anti biotikatherapie zu berücksichtigen: F Ein nicht gegebenes Antibiotikum übt keinen Selektionsdruck aus → strenge Indikationsstellung für Therapie beginn und -fortführung, F Ein Schmalspektrumantibiotikum verursacht geringere ökologische Kollateralschäden als eines mit brei tem Spekrum → möglichst gezielte Therapie und F „dead bugs don’t mutate“ → möglichst effektive Therapie im Hinblick auf die Erregereradikation.
Allgemeine Aspekte Intensivpatienten sind in besonderer Weise durch schwer verlaufende Infektio nen gefährdet. Die Kompensationsfähig keit wird bereits durch die zur Aufnahme führende Erkrankung beansprucht, die natürlichen Barrieren werden durch Katheter und Wunden geschwächt, und das Keimspektrum weist eine ungünstige Resistenzsituation auf. Aufgrund der möglicherweise deletären Folgen einer verzögerten oder unwirksamen Thera
pie muss die Indikation zur Anwendun
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