Suizide im Alter. Demographische Faktoren, Motive, Methoden und Abschiedsbriefe

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REPORT


Suizide im Alter Demographische Faktoren, Motive, Methoden und Abschiedsbriefe Internationale Trends belegen wiederholt, dass die Suizidrate unter alten Menschen ab 65 Jahren zur höchsten gehört13. Wichtige Risikofaktoren umfassen psychische Erkrankungen, niederen sozioökonomischen Status, das Vorhandensein physischer Erkrankungen, schwierige Lebensereignisse bzw. -bedingungen und soziale Isolation14. In Österreich stellen Suizide bei alten Menschen ein Drittel der gesamten Suizidhäufigkeit dar8, 12. Während offizielle Statistiken lediglich Daten über Alter, Geschlecht und Suizidmethode beinhalten, ist bei obduzierten Suizidfällen neben einer Erfassung demographischer Faktoren auch die Einbeziehung vorhandener Abschiedsbriefe möglich. In Österreich werden 29 Prozent aller älteren Suizidenten obduziert18.

Studiendesign und Untersuchungsmethoden Die vorliegende Studie ist in 3-jähriger, interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen dem Department für Gerichtsmedizin und dem Institut für Medizinische Psychologie, Zentrum für Public Health, erfolgt. Eine fortlaufende Serie von 454 Suizidfällen wurde zwischen Mai 2002 und April 2005 untersucht. Es waren 152 Suizidenten ≥ 65 Jahre alt; von diesen hinterließen 52 handschriftlich verfasste Abschiedsbriefe. Von 25 der Briefhinterlasser erteilten die Angehörigen die Erlaubnis, die Schriftstücke auszuwerten. Der Studie wurde von der Ethikkommission der Medizinischen Universität Wien ein positives Votum erteilt. Die Daten umfassen neben demographischen Faktoren, Suizidmotiven und -methoden auch vorliegende psychische Erkrankungen und entsprechende ärztliche Behandlungen.

Kontakt mit den Hinterbliebenen Ein oder mehrere Angehörige des Suizidenten wurden im Laufe der 2/2008

ersten drei Monate nach dem Suizid schriftlich kontaktiert und zu einem Gespräch über den Verstorbenen eingeladen. Dem Schreiben wurde ein Informationsfolder des Kriseninterventionszentrums Wien beigelegt. Des Weiteren wurde das Studiendesign erklärt und eine telefonische Kontaktaufnahme in ein bis zwei Wochen angekündigt. Die telefonische Kontaktaufnahme wurde von der Erstautorin durchgeführt. Dabei wurde versucht, die Angehörigen zur Teilnahme an einem Gespräch über den Verstorbenen zu motivieren, und gleichzeitig wurden diese um ihr Einverständnis zur wissenschaftlichen Aufarbeitung des Abschiedsbriefes gebeten. Allen Angehörigen wurde außerdem nochmals der Service des Wiener Kriseninterventionszentrums angeboten, weiterhin wurden diese auf den bereits zugesandten Informationsfolder verwiesen.

Interviews mit den Hinterbliebenen Die Gespräche fanden am Institut für Medizinische Psychologie, Zentrum für Public Health, statt und wurden von zwei der Autorinnen unter Supervision der Seniorautorin und einem Psychiater und Psychotherapeuten (Individualpsychologie) durchgeführt. Ziel des Interviews war die Erfassung des Lebensweges des Verstorbenen in einer biopsychosozialen Perspektive, orientiert am Verfahren der „psychologischen Autopsie“. Die Angehörigen wurden dabei angeleitet, Erinnerungen an den Verstorben