Untersuchungsfeld Kreativwirtschaft. Neue Sektoren und neue Formen von Arbeit

Seit einigen Jahren, spätestens jedoch, seit die Enquete-Kommission des Bundestages „Kultur in Deutschland“ (2007) dieses Thema auf die politische und somit auch öffentliche Tagesordnung setzte, hat der Sektor der Kultur- und Kreativwirtschaft eine größer

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Seit einigen Jahren, spätestens jedoch, seit die Enquete-Kommission des Bundestages „Kultur in Deutschland“ (2007) dieses Thema auf die politische und somit auch öffentliche Tagesordnung setzte, hat der Sektor der Kultur- und Kreativwirtschaft eine größere Aufmerksamkeit erfahren (vgl. Deutscher Bundestag 2007). Diese zuvor eher nachrangige bis nicht vorhandene Beachtung der Branche, so die Auffassung der Kommission, sei jedoch aufgrund der wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung dieses Segments notwendigerweise zu ändern. Im Zuge der Bedeutungszunahme von Wissen und Kreativität käme gerade den Tätigkeiten in der Kultur- und Kreativwirtschaft eine wichtige Bedeutung zu. Neu an diesen Gedanken (zumindest für Deutschland) war in diesem Zuge, die verschiedenen wirtschaftlichen Teilbereiche, in denen künstlerische und kulturelle Produkte und Dienstleistungen erstellt werden, nun als eigenständige Branche zu betrachten. 2.1 Kultur- und Kreativwirtschaft: Eine Begriffsbestimmung Die Auffassung, dass es sich bei den Freiberuflern und Unternehmen aus den Bereichen Kunst, Kultur und Kreativbranchen um einen eigenständigen Wirtschaftssektor handele, der dazu noch eine große ökonomische Bedeutung besäße, ist allerdings nicht auf Deutschland begrenzt. Derartige Tendenzen sind in allen europäischen und darüber hinaus in vielen weiteren westlichen Industrienationen zu beobachten (vgl. Eurostat 2007 sowie UNCTAD 2008): Die (europäische) Debatte um den Begriff Kreativwirtschaft ist maßgeblich beeinflusst vom politischen Agenda-Setting der „New Labour“ Regierung Tony Blairs in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre in Großbritannien, wobei der Ursprung des Begriffs selbst jedoch schwer auszumachen ist.3 Dort wurde die Kreativwirtschaft unter 3

Mittag und Oerters (2009: 66) weisen auf die Verwendung des Begriffs in einem australischen Bericht von 1994 hin. Weckerle et al. (2008: 9) sehen die Entstehung des Begriffs dagegen bereits in den 1970er Jahren und in Europa und Kanada.

F. Hoose, Spiel als Arbeit, DOI 10.1007/978-3-658-10711-6_2, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016

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der Bezeichnung creative industries erstmals als besonders zukunftsträchtige und förderungswürdige Branche definiert (vgl. Merkel 2009: 16ff.; Pratt 2005: 32ff.). Mit dem Ziel der bewussten Abgrenzung von ehemaligen (politischen) Strategien und einem als überholt betrachteten Kulturwirtschaftsverständnis wurde somit eine neue Begrifflichkeit in den Diskurs eingebracht. Somit war die Idee „Kultur- und Kreativwirtschaft“ auch immer eine politische Vision, die auf die Hoffnung von Arbeit und Wohlstand auch ohne die klassischen Kernsektoren der Wirtschaft rekurriert. Dabei kann durchaus kritisch diskutiert werden, ob es sich hierbei um eine wirklich (qualitativ) neue Branche handelt oder ob hier Bestehendes nur neu betitelt wurde (vgl. hierzu Vötsch/Weiskopf 2009). Interessant ist aber zumindest, dass hier der Kultursektor, welcher zuvor vor allem als kostenintensive Aufgabe des Staates angesehen wurde, nun als selbst wirtscha