Zentrale Schmerzverarbeitung bei Morbus Parkinson
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e1 · P. Rieckmann2 · S. Lautenbacher1 1 Physiologische Psychologie, Institut für Psychologie, Otto-Friedrich-Universität Bamberg 2 Neurologische Klinik, Klinikum Bamberg, Sozialstiftung Bamberg
Zentrale Schmerzverarbeitung bei Morbus Parkinson Epidemiologie, Physiologie und experimentelle Befunde zur Schmerzverarbeitung
Epidemiologie des Schmerzes beim M. Parkinson Das vergessene Symptom? Die wohl bekanntesten Symptome des M. Parkinson (MP) betreffen das motorische System: Tremor (Zittern), Rigor (Muskelsteifheit) und Akinese (Bewegungsarmut), bedingt durch eine Degeneration der dopaminergen Neurone in der Substantia nigra (SN). Schmerz wird dabei oft vernachlässigt – zu Unrecht, wie die Prävalenzstatistiken zeigen. Demnach leidet rund die Hälfte der MP-Patienten an Schmerzen [5, 11, 14]. Manche Schätzungen gehen von einer Schmerzprävalenz von 70–90% bei MPPatienten aus [3, 10]. Die Schmerzen, die beim MP auftreten, lassen sich grob in 2 Typen unterteilen [25]: Schmerzen, die eine direkte Konsequenz der MP-Pathophysiologie sind, also zentrale Schmerzen, und Schmerzen, die als sekundäre Symptome der motorischen Störungen auftreten, beispielsweise muskuloskeletale Schmerzen. Das im Vergleich zu Gesunden gehäufte Auftreten muskuloskeletaler Beschwerden bei MP-Kranken wird insbesondere mit der Bewegungsarmut (Akinese) sowie der Muskelsteifheit (Rigor) und der daraus resultierenden häufig ungünstigen Körperhaltung in Verbindung gebracht. Auch der typische Parkinson-Tremor ist durch die permanente Muskelaktivität häufig mit Schmerz assoziiert. Dystonien können über körperliche Fehlhaltungen mit unphysiologischer Gelenkbelastung zu starken Schmerzen führen [11].
Der vorliegende Übersichtsartikel stellt jedoch den zentralen Schmerz in den Fokus, was trotz der vergleichsweise geringen Prävalenz angemessen erscheint: Ein besseres Verständnis des zentralen Schmerzes beim MP kann nämlich zu einem besseren Verständnis des Schmerzsystems, insbesondere der nozizeptiven Bedeutung der Basalganglien und von Dopamin (DA), beitragen. Um eine möglichst vollständige Übersicht über die relevante Literatur zu dieser Thematik zu gewinnen, wurden in der Datenbank PubMed einschlägige Artikel zu den Themen „Schmerz bei MP“ und „Schmerz und DA“ recherchiert. Die Literaturverzeichnisse der gefundenen Artikel dienten als weitere Anhaltspunkte für einschlägige Literatur.
Neuroanatomische Grundlagen Basalganglien und Schmerz Für die motorischen Symptome beim MP werden eine Degeneration der dopaminergen Neurone in der SN und eine resultierende Unterfunktion des nigro striatalen dopaminergen Systems mit der Konsequenz einer verminderten DA-Ausschüttung in den Basalganglien (Striatum, Nucleus subthalamicus und Globus pallidum) verantwortlich gemacht. Neben ihrer zentralen Bedeutung für die Motorik werden die Basalganglien seit den 1980er-Jahren zunehmend mit der Nozizeption in Verbindung gebracht. Sie erhalten u. a. nozizeptive Afferenzen aus dem somatosensorischen Kortex (SI, SII) und dem Präfrontalkortex, dem anterio-
ren zingulären Kortex (ACC
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