Medizinisches Cannabis bei Morbus Crohn

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REPORT


dizinisches Cannabis bei Morbus Crohn Schmerzmittelreduktion --  Autor: P. Bialas

Begonnen hatte alles mit Bauchschmerzen, Fieber, Erbrechen, Gewichtsabnahme und Perianalabszessen. Bei dem heute 35-jährigen Patient wird daraufhin 2001 Morbus Crohn diagnostiziert. Befallen sind Ösophagus, Antrum, Duodenum, Ileum, Colon und das Rektum. Zusätzlich leidet er an Analfisteln. Cannabis-basierte Arzneimittel (Dronabinol) lindern letztlich seine jahrelangen Schmerzattacken.

Schwere Belastungen im Privatleben INTERESSEN­ KONFLIKT Patric Bialas erhielt finanzielle Zuwendungen für Vorträge/Beratertätigkeit bzw. Reisekostenerstattungen von folgenden Unternehmen: Bionorica, Grünenthal, Hexal, Kyowa Kirin, Buvidal. This article is part of a supplement not sponsored by the industry.

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Die Schmerzen waren nie länger auf ein für den Patienten erträgliches Niveau zu reduzieren (4–8/10 auf der numerischen Rating-Skala zur Einschätzung von Schmerzen, kurz NRS). Da auch die Nahrungsaufnahme zu Schmerzen führte, aß er nur das Nötigste. Um sich abzulenken, arbeitete der Patient sehr lange, teilweise 16 Stunden täglich. Dies führte am Ende dazu, dass er bei der Arbeit mehrfach erschöpft zusammenbrach. Schwer belastend war auch der Tod seiner Cousine, die sich 2011 suizidierte. Nur wenig später versuchte

MMW Fortschr Med. 2020; 162 (S8)

auch seine Mutter, sich das Leben zu nehmen. Unter den seelischen Folgen dieser Ereignisse leidet der junge Mann noch heute. Unter psychischem Stress entwickelte er außerdem Durchfälle, die mit Übelkeit beim Essen und Kochen einhergingen. Unkonzen­ trierte Phasen bei der Arbeit häuften sich und führten zu Frustration, die schließlich in Dysthymie endete. Da der Patient bereits stark unter den Nebenwirkungen der Medikamente litt, sprach ich direkt beim Erstgespräch eine Cannabis-basierte Therapie an.

Basisdaten des Patienten -- Alter: 35 Jahre -- Geschlecht: männlich -- Größe: 2 m -- Gewicht: 74 kg -- BMI: 19 kg/m2 -- Beruf: Informatiker; Entwickler von Sicherheitstechnik -- Soziale Situation: Single, keine Kinder -- Aktuelle Medikation: Tilidin 50/4mg 1–1–2; Amitrip­ tylin 75 mg 0–0–1, ölige Dronabinoltropfen 25 mg/ml (NRF 22.8) 5–5–10 Tropfen entspricht ca. einer Tagesgesamtdosis von 17 mg

© Damir Khabirov / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)

Dr. med. Patric Bialas Facharzt für Anästhesiologie, Schmerzmedizin und Suchtmedizin, Leiter Fachbereich Schmerzmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar

Bis heute ist der Patient kontinent und es wurden keine Darmabschnitte operativ entfernt. Die Medikamentenliste allerdings ist lang: Behandelt wurde er mit ­Cortison, Azathioprin, Infliximab und Adalimumab. Zur Schmerzlinderung wurden Paracetamol, bei Darmkoliken zusätzlich Buscopan eingesetzt. Im Verlauf wurde dann auf das Opioid Tilidin (150/12 mg morgens und abends) gewechselt. Da dies auch nicht ausreichte, stellten die Ärzte langsam auf Fentanyl (bis 50 µg/Stunde, Wechsel alle 72 Stunden) um. Die Schmerzreduktion war gering, dafür traten aber einige Nebenwirkungen, u. a. Übelkei