Zielgerichtete Therapie von Hirnmetastasen

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REPORT


Virtueller DGN-Kongress 2020

Neurologische Symptome bei Tumorpatienten: Progress oder Nebenwirkung? Entwickeln Tumorpatienten neurologische Symptome, ist nicht nur an eine neurologische Ursache zu denken, sondern auch an einen möglichen ZNSProgress oder eine Nebenwirkung der Tumortherapie.

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abei seien in jüngerer Zeit durch den zunehmenden Einsatz von Checkpoint-Inhibitoren in der Krebstherapie teilweise auch Nebenwirkungen zu beobachten, wie sie bislang bei Chemooder Strahlentherapien so nicht vorkämen, sagte Prof. Dr. Dr. Ghazaleh Tabatabai, Universitätsklinikum Tübingen. Häufigere neurologische Nebenwirkungen der Checkpointinhibitoren seien laut Tabatabai sensorische und sensomo­ torische Polyneuropathien, aseptische Meningitis, Myopathie/Myositis und

Guillain-Barre-Syndrom. In Einzelfällen würden aber auch myasthenische Syndrome, posteriore reversible Enzephalopathie-Syndrome, ZNS-Demyelinisierung oder ZNS-Vaskulitis berichtet. Stellten sich Krebspatienten mit neurologischen Symptomen vor, sollte als erstes auf Basis von Anamnese, NeuroStatus und neuropsychologischer Testung eine syndromale und topische Einordnung (ZNS, PNS oder Muskulatur) erfolgen, rät Tabatabai. Die entsprechende Zusatzdiagnostik sollte zunächst prü-

Zielgerichtete Therapie von Hirnmetastasen Hirnmetastasen sind ein wachsendes Problem. Systemisch können immer mehr Krebserkrankungen kontrolliert werden, aber viele systemische Therapien sind nicht im Gehirn wirksam. Das ist bei einigen zielgerichteten Therapien inzwischen anders.

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ange sah es so aus, als könne die zielgerichtete Therapie im ZNS nichts ausrichten, das habe sich inzwischen geändert sagte Prof. Dr. Matthias Oliver Bähr, Neurologische Klinik Aschaffenburg. Zunehmend erreichten Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI), die auf bestimmte tumorspezifische Mutationen gerichtet sind, auch Hirnmetastasen. Voraussetzung für den Einsatz zielgerichteter Therapien sei die Kenntnis über die molekularen Veränderungen, die in den Metastasen anders sein könnten als im Primärtumor. Entsprechend sei die Biopsie von Hirnmetastasen inzwischen ein wachsender Bereich der neurochirurgischen Versorgung von Patienten mit Hirnmetastasen geworden. Beim nicht kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) weisen gleich mehrere neuere zielgerichtete Therapien eine intrakranielle Wirksamkeit auf. — Beim NSCLC mit einer Mutation im epidermalen WachstumsfaktorrezepDNP – Der Neurologe & Psychiater  2020; 21 (6)

tor (EGFR) kann der EGFR-spezifische TKI Osimertinib nachweislich ins Gehirn permeieren [Clin Cancer Res. 2020 Oct 7. doi: 10.1158/10780432.CCR-19-1871]. Das erklärt, dass in einer Phase-III-Studie auch bei Patienten mit Hirnmetastasen ein besseres progressionsfreies und Gesamtüberleben im Vergleich zum EGFRInhibitor der ersten Generation Cri­ zotinib erreicht wurde [N Engl J Med. 2018;378(2):113–12, N Engl J Med. 2020;382(1):41–50]. — Mit dem bei NSCLC mit RET-Fusion eingesetzten TKI Selpercatinib konnte in einer einarmigen Phase-I/II-Studie ein beeindruckendes Ansprechen bis hin zu einem Komplettansprechen