Alkoholprobleme: Der Betroffene merkt's oft als Letzter!
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koholprobleme: Der Betroffene merkt‘s oft als Letzter! Alkoholbezogene Störungen
Etwa drei Viertel aller Alkoholabhängigen werden von niedergelassenen Ärzten betreut. Am häufigsten haben Patienten in HNO-Arzt-Praxen ein Alkoholproblem, aber bei Internisten ist auch jeder vierte Patient betroffen, berichtete Prof. Norbert Wodarz, Leiter der Abteilung Suchtforschung der Universitätsklinik Regensburg. Dabei wird der Patient in den sel-
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MMW Fortschr Med. 2020; 162 (17)
tensten Fällen mit einer Fahne in die Praxis kommen. Deshalb empfiehlt Wodarz, bei typischen subjektiven Symptomen wie Nervosität, Stress, Müdigkeit, Schlafstörungen oder Magenschmerzen (Tab. 1) immer auch an ein Alkoholproblem zu denken. Es ist schwierig selbst zu erkennen, ob ein Alkoholkonsum schon problematisch ist. Als Faustregel
© zinkevych / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodellen)
Der Übergang vom gelegentlichen Gebrauch bis zur Abhängigkeit vom Alkoholkonsum ist ein Kontinuum. Einen problematischen Alkoholkonsum zu erkennen, ist eine wichtige Aufgabe niedergelassener Ärzte. Häufig hilft schon eine Kurzintervention.
AKTUELLE MEDIZIN -- REPORT
Tab. 1 Subjektive Symptome, bei denen auch an
Quelle: nach Vortrag Wodarz
den Auslöser Alkohol gedacht werden sollte Psychisch
Somatisch
Nervosität
Schlafstörungen
Stress
Magenschmerzen
Müdigkeit
Übelkeit
Energielosigkeit
Schweißausbrüche
Depressivität
Schwindel
nannte Wodarz, der Missbrauch fange an, wenn man Alkohol gezielt einsetze. Ein validiertes Screeninginstrument ist der Fragebogen AUDIT-C (Alcohol Use Disorders Identification Test), der mit drei Fragen klärt, ob ein mindestens riskanter Alkoholkonsum vorliegt (Tab. 2). Wodarz empfahl allen Kollegen, diesen Test auch einmal für sich selbst durchzuführen. So mancher werde dann wohl künftig auf das eine oder andere Feierabendglas Wein verzichten. In der Praxis mache die Anwendung des Fragebogens Sinn, betonte er. Der Aufwand liege beim Pa tienten, die Auswertung sei einfach, und auf einen Blick lasse sich ein riskanter Konsum erkennen.
Diagnose braucht Geduld
1 oder 2
0 Punkte
3 oder 4
1 Punkt
5 oder 6
2 Punkte
7–9
3 Punkte
10 oder mehr
4 Punkte
Kurzintervention – der Hausarzt ist gefragt
1. Wie oft nehmen Sie alkoholische Getränke zu sich? Nie
0 Punkte
1 x im Monat oder weniger
1 Punkt
2–4 x pro Monat
2 Punkte
2–4 x pro Woche
3 Punkte
4 x oder mehr pro Woche
4 Punkte
2. Wenn Sie alkoholische Getränke zu sich nehmen, wie viel trinken Sie dann typischerweise an einem Tag? (1 Standardgetränk = 0,3 l Bier, 0,1 l Wein oder Sekt, 2 cl Schnaps oder 4 cl Likör)
3. Wie oft trinken Sie 6 oder mehr Gläser Alkohol (= Standardgetränk) bei einer Gelegenheit? Quelle: modifiziert nach Vortrag Wodarg
In der Altersgruppe 15–49 Jahre wurden in der Global Burden of Disease-Studie 2018 2,8% der Todesfälle bei Frauen und 12,2% der Todesfälle bei Männern direkt oder indirekt auf Alkohol zurückgeführt [2]. Doch es gibt Hoffnung: In Europa ist der Alkoholkonsum leicht zurückgegangen, in Deutschland beispielsweise von 1
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