Colchicin zur Behandlung der Gicht
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Sautner II. Med. Abteilung, NOE Kompentenzzentrum für Rheumatologie, Landesklinikum Korneuburg-Stockerau, Stockerau, Österreich
Colchicin zur Behandlung der Gicht Pro-Statement
Bei Gicht handelt es sich um eine, zum überwiegenden Teil durch eine verminderte Harnsäure (HS)-Ausscheidung bedingte, Hyperurikämie, die zu Uratablagerungen in Gelenken, Bursen, Sehnen und Weichteilen und dort zu Entzündung führt. Gicht ist mit 2–4 % die häufigste entzündliche Gelenkserkrankung in der westlichen Welt – mit steigender Prävalenz [1]. Dies hat sowohl mit Überflussernährung, Purin- und Fructose-reicher Ernährung, vermehrtem Alkoholkonsum und Übergewicht als auch mit der steigenden Lebenserwartung zu tun.
Gicht ist mit 2–4 % die »häufigste entzündliche Gelenkserkrankung in der westlichen Welt Gicht ist nicht nur eine schmerzhafte und potenziell chronische Erkrankung des Skelettsystems sondern ist mit diversen Komorbiditäten assoziiert und stellt definitiv eine Systemerkrankung dar [2–4]. Gicht ist mit dem Potential prämaturer Mortalität behaftet [5, 6]. Der früher verbreitete therapeutische Nihilismus bei dieser Erkrankung ist aufgrund vermehrter Wahrnehmung dieser Faktoren sowie neuerer pathogenetischer Erkenntnisse, spezifischer Diagnostik mittels BildgeDieser Beitrag bezieht sich auf einen Vortrag, der im Rahmen der Jahrestagung der österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie im November 2017 stattfand. Das von Dr. Raimund Lunzer verfasste Contra-Statement findet sich ebenfalls in dieser Ausgabe von Rheuma Plus.
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rheuma plus 2 · 2018
bung (Sonographie und DECT-CT) und der Erweiterung des therapeutischen Armamentariums durch neue Medikamente zu Recht verlassen worden.
Säulen der Gichttherapie Wenn man von Gichttherapie spricht, dann ist es wesentlich zu betonen, dass diese nicht aus einem Medikament sondern aus mehreren Therapiesäulen besteht: 1. Anfallskupierung 2. Anfallsprophylaxe 3. Harnsäure(HS)-Senkung 4. Lebensstilmodifikation Auch wenn die Anfallskupierung in den meisten Fällen gut funktioniert, sind die anderen drei Therapiekomponenten in der Praxis noch immer nicht zufriedenstellend etabliert [7]. Colchicin kann sowohl zur Anfallskupierung als auch zur Anfallsprophylaxe eingesetzt werden, wirkt allerdings nicht Harnsäuresenkend. Alle therapeutischen Empfehlungen internationaler Fachgesellschaften betonen, dass die Anfallskupierung so schnell wie möglich (innerhalb von 12 h nach Anfallsbeginn) – am besten in Form einer Selbstmedikation (pill in the pocket) durch den Patienten selber – erfolgen sollte [8–14].
Wirkmechanismus von Colchicin Alle Pflanzenteile der Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) enthalten ein trizyklisches fettlösliches Alkaloid, das Colchicin (. Abb. 1). Es ist ein seit der Antike bekanntes pflanzliches Heilmit-
tel, das seither vor allem zur Kupierung von Gichtanfällen eingesetzt wird. Es hemmt die Polymerisation von Tubulin zu Mikrotubuli und somit intrazelluläre Bewegungsvorgänge. So werden Makrophagen und Neutrophile am intrazellulären Transport von Zellorganellen gehemmt; zusätzlich ist Col
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