Colchicin zur Behandlung der Gicht

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REPORT


mund Lunzer Abteilung für Innere Medizin, Rheumatologie, Barmherzige Brüder Krankenhaus Graz, Graz, Österreich

Colchicin zur Behandlung der Gicht Contra-Statement

Colchicin ist schon ein „altes“, aber etabliertes Medikament, welches nicht nur für die Gichtarthritis – eigentlich für die entzündliche Aktivität der Gicht-Arthritis – eingesetzt wird. Das entzündungshemmende Potential von Colchicin hat eine breite Palette von Einsatzmöglichkeiten, wie z. B. das familiäre Mittelmeerfieber (FMF), neutrophile Dermatosen oder die Pericarditis – um nur einige Indikationen zu nennen.

20 % der österreichi»schenBereits Männer weisen erhöhte Harnsäurewerte auf Die zunehmende Gicht-Arthritis-Inzidenz, und der somit vermehrte Einsatz von Colchicin, lassen dieses Präparat, das ja nicht ganz frei von Diskussionen ist, wieder in den Fokus rücken. Die für eine Gichtattacke wirksamen Therapeutika, haben auf die zugrunde liegende Ursache der Hyperurikämie keine Auswirkung!

Ausgangslage Die Gichtarthritis, die häufigste entzündliche rheumatologische Systemerkrankung, wird immer weiter zunehmen, denn laut Statistik weisen bereits 20 % der österreichischen Männer erhöhte Harnsäurewerte auf – Tendenz steigend [1]. In den letzten zwei Jahren wurden die Therapieempfehlungen bzgl. HyperDieser Beitrag bezieht sich auf einen Vortrag, der im Rahmen der Jahrestagung der österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie im November 2017 stattfand. Das von Dr. Judith Sautner verfasste Pro-Statement findet sich ebenfalls in dieser Ausgabe von Rheuma Plus.

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rheuma plus 2 · 2018

urikämie und Gichttherapie weltweit in den Industrieländern (!) überarbeitet und aktualisiert. In allen internationalen Empfehlungen hat Colchicin einen Stellenwert: sowohl im Rahmen der akuten Arthritis als auch im Rahmen der GichtProphylaxe. Anzumerken ist, dass Colchicin in der Schweiz nicht zugelassen ist.

Einsatzgebiete Für den akuten Gichtanfall werden gleichwertig Glucocorticoide, NSAR und Colchicin empfohlen [2–4]. Alternativ stehen für den schweren Gichtanfall die Interleukin-1-Inhibitoren Anakrina und Canakinumab optional zur Verfügung, Tab. 1

wobei Anakinra für die Gichtarthritis nicht zugelassen ist, Canakinumab schon. Da die Kosten für diese IL-1 Inhibitoren extrem hoch sind (Canakinumab 12.000.-Euro/1 Spritze), kommen die günstigeren Medikamente wieder zum Zug. Anzumerken sei hier aber auch die ideale und rasch wirksame Möglichkeit einer Lokaltherapie des betroffenen Gelenks, wodurch sich die nicht unwesentliche Option der Differenzialdiagnostik ergibt (z. B. Infektion, Chondrocalcinose etc.). Die hochdosierte Colchicintherapie mit einer Tablette nach der anderen im Stundenrhythmus, bis zum Sistieren des Gichtanfalls, wird nicht mehr empfohlen.

Colchicin- Interaktionen (Nach: [8])

CYP3A4-Inhibitoren (in absteigender Stärke)

P-Glycoprotein Inhibitoren (in absteigender Stärke)

Clarithromycin

Cyclosporin

Telithromycin

Ketaconazol

Nefazodon

Tacrolimus

Indinavir

Clarithromycin

Saquinavir

Verapamil

Ritonavir

Diltiazem

Atazanavir

Ranolazin

Ketaconazol