COVID-19: Mehr als nur eine virale Pneumonie?

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REPORT


Koagulopathie nach SARS-CoV-2-Infektion

COVID-19: Mehr als nur eine virale Pneumonie? eine Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2, hat eine hohe Sterblichkeit. Über die histopathologischen Charakteristika und die Todesuraschen und ist wenig bekannt. Die ­Autopsie gilt als Goldstandard zur Klärung dieser Fragestellungen. In Hamburg wurde im Rahmen der aktuellen Pandemie auf Basis des Infektionsschutzgesetzes die verpflichtende Autopsie verstorbener Patienten mit PCR(Polymerasekettenreaktion)-­gesicherter COVID-19 angeordnet. Dies ermöglichte der rechtsmedizinischen Abteilung des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf die Durchführung der vorliegenden Studie [1]. Ein besseres Verständnis der Pathomorphologie der neuartigen Erkrankung ist ein wichtiger Ausgangspunkt für weitere Fortschritte in Diagnostik und Therapie. Konkret erlaubt die Studie Antworten auf folgene Fragen: Welchen Wert hat die Autopsie in der Feststellung der Todesurasche und der Beschreibung pathologischer Charakteristika bei Patienten mit COVID-19? Wie ist die Korrelation mit klinischen und diagnostischen Befunden ante mortem?

Patienten und Methodik: Das rechtsmedizinische Institut

­ erichtet über die Ergebnisse der ersten zwölf Patienten. Die b pathologische Untersuchung der verstorbenen Patienten ­ ­umfasste eine postmortale Computertomografie (PMCT) vom Kopf bis zum Oberschenkel mit hochauflösenden Sequenzen des Thorax, eine vollständige Autopsie mit histopathologischen Untersuchungen an Proben von Herz, Lunge, Leber, Nieren, Milz, Pankreas, Gehirn, Prostata, Hoden, Ovarien, Dünndarm, Vena saphena, A. carotis communis, Pharynx und Muskulatur sowie virologischen Untersuchungen mittels quantitativer SARS-CoV-2-PCR aus Herz, Lunge, Leber, Nieren, V. saphena, Rachenschleimhaut und venösem Blut.

Ergebnisse: Die Patienten hatten ein mittleres Alter von 73 Jah-

ren (Spanne: 52–87 Jahre), drei Patienten waren weiblich, neun männlich. Das Postmortemintervall lag zwischen 1–5 Tagen. Alle

Wichmann D, et al. Autopsy Findings and Venous Thromboembolism in Patients with COVID-19. Ann Intern Med. 2020; https://doi. org/10.7326/ M20-2003

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InFo Hämatologie + Onkologie  2020; 23 (9)

­ atienten hatten chronische Grunderkrankungen. Am häufigsten P fand sich eine koronare Herzerkrankung (KHK) und eine obstruktive Atemwegserkrankung (Asthma/COPD[„chronic obstructive pulmonary disease“]), außerdem lagen folgende Begleiterkrankungen vor: Obesitas, periphere arterielle Ver­ schlusskrankheit, Diabetes mellitus Typ 2 und neurodegenerative Erkrankungen. Das PMCT zeigte eine Kombination von retikulären Infiltraten und dichten Konsolidierungen ohne relevante vorbestehende ­Pathologie (wie Emphysem oder Tumor). Die makroskopischen Befunde der Autopsie ergaben in vier Fällen massive Lungenembolien als Todesursache mit einer Emboliequelle in den tiefen Beinvenen. Bei weiteren drei Fällen fand sich eine tiefe Beinvenenthrombose ohne Lungenembolie. Bei sechs der neun Männer zeigten sich frische Thrombosen im venösen Plexus der Prostata. Die histopathologische