Die Risiken der Risikokommunikation und die Rolle der Massenmedien

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ossmann · H.-B. Brosius Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung, Munich Center of Health Sciences, Ludwig-Maximilians-Universität München

Die Risiken der Risikokommunikation und die Rolle der Massenmedien

Zur Bedeutung der Massenmedien in der Gesellschaft Die Medien nehmen im Leben der Deutschen einen Großteil ihrer Zeit in Anspruch. Allein für die Nutzung audiovisueller und gedruckter Medien wenden sie pro Tag etwa 10 h auf [1]. Viel Zeit entfällt auf Fernsehen (durchschnittlich 220 min) und Hörfunk (durchschnittlich 187 min), wobei das Radio hauptsächlich ein „Nebenbeimedium“ ist, das beim Autofahren oder während der Arbeit genutzt wird. Zunehmend werden auch mehrere Medien gleichzeitig genutzt (z. B. gleichzeitig Radio und Internet). Dem Fernsehen schenken die Deutschen meist ihre ungeteilte Aufmerksamkeit und dies mit großer Ausdauer. In den letzten 30 Jahren ist die Fernsehnutzungsdauer von knapp 2 h täglich im Jahr 1980 auf durchschnittlich über dreieinhalb Stunden im Jahr 2010 angestiegen. Dieser Zuwachs beruht hauptsächlich auf der Nutzung von Unterhaltungsangeboten. Hinter diesen beiden „Medienschwergewichten“ fällt die Nutzung der übrigen Medien deutlich ab. Die Zeitung wird durchschnittlich 23 min am Tag genutzt, Zeitschriften nur 6 min, Bücher 22, CDs und andere Tonträger 35, Video/DVD 5 und PC/ Internet 83 min. Hierbei handelt es sich um Durchschnittswerte, die die Nutzung über alle Altersgruppen hinweg beschreiben. Zwischen den einzelnen soziodemografischen Gruppen ergeben sich hier zum Teil größere Unterschiede. So nutzen Ostdeutsche und ältere Men-

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schen das Fernsehen häufiger als Westdeutsche oder jüngere Menschen. Jüngere Menschen lesen deutlich weniger Zeitung, nutzen aber mehr Onlineangebote. Diese Unterschiede resultieren meist aus den unterschiedlichen Lebensumständen, überdecken aber nicht den generellen Befund einer intensiven Mediennutzung in allen Bevölkerungssegmenten. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie wichtig Massenmedien zur Vermittlung gesundheitlicher Risikoinformationen sind. Hinzu kommt, dass sie bisweilen die ersten und sogar einzigen Quellen sind, die über Gesundheitsrisiken informieren. Damit kommt den Medien eine wichtige Rolle zu: Denn gerade dort, wo andere Informationsquellen fehlen, haben sie das Potenzial, die Wahrnehmung von Risiken durch die Bevölkerung zu beeinflussen. Dies eröffnet nun einerseits die Möglichkeit, Massenmedien bewusst einzusetzen, um über Gesundheitsrisiken aufzuklären. Andererseits birgt die Thematisierung von Gesundheit in diesem Rahmen auch Risiken, etwa wenn bestimmte Themen überbetont und andere, eigentlich wichtigere Themen vernachlässigt werden. Dieses mögliche Spannungsfeld zwischen Aufklärung und Verzerrung soll im vorliegenden Beitrag vor dem Hintergrund kommunikationswissenschaftlicher Erkenntnisse zur Nachrichtenselektion, Medienwirkung und Risikowahrnehmung erläutert werden. Ziel ist es, eher einen allgemein verständlichen Überblick für Nicht-Kommunikationswissenschaftler zu bieten als aktuel-

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