Dispositive des Mathematischen
Mathematik – das hat sich nun gezeigt – ist zutiefst mit den Grundfesten unserer Zivilisation verwoben. Mathematik ist eine bestimmte Weltsicht, die ihre Stärken und Schwächen hat, die ermöglicht und verhindert, emanzipiert und unterwirft, einschließt und
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David Kollosche
Gesellschaftliche Funktionen des Mathematikunterrichts Ein soziologischer Beitrag zum kritischen Verständnis mathematischer Bildung Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Thomas Jahnke
David Kollosche Universität Potsdam Deutschland
Dissertation Universität Potsdam, 2014
ISBN 978-3-658-07344-2 DOI 10.1007/978-3-658-07345-9
ISBN 978-3-658-07345-9 (eBook)
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Geleitwort Die vorliegende Arbeit folgt der Devise sapere aude, auf die man in der geisteswissenschaftlichen Forschung heute allzu selten trifft, und sticht unter den mathematikdidaktischen Beiträgen hervor, die überwiegend ihre Wissenschaftlichkeit durch eine kameralistische Methodik zu sichern suchen, statt sich an inhaltlichen Fragen abzuarbeiten. Solche Absicht ist ein Wagnis: Ich glaube nicht, dass es irgendeine relevante Wahrheit […] gibt, die nicht auch mit dem Risiko verbunden wäre, dass sie falsch sein kann, dass sie daneben gelingen kann; und ein Denken, das nicht diesem Risiko sich aussetzt, und eine Wissenschaft, die nicht diesem Risiko sich aussetzt, von der würde ich sagen, dass sie von vornherein eigentlich ganz leer ist und hinter dem Begriff von Wissenschaft, den man einmal gehabt hat, weit und im regressiven Sinn einer angestelltenhaften Technik gänzlich zurückbleibt. Theodor W. Adorno (1993) Einleitung in die Soziologie. Suhrkamp: Frankfurt. S. 131f.
Die eigentümliche Frucht- und Wirkungslosigkeit der mathematikdidaktischen Bestrebungen seit Beginn des 20. Jahrhunderts und deren Beklagen bedarf einer distanzierten und wo nötig schonungslosen Thematisierung. Dem normativen Blick auf den Mathematikunterricht ist eine Untersuchung seiner gesellschaftlichen Ziele, seiner Funktion, seiner Einbettung, seiner systematischen Möglichkeiten und Begrenzungen gegenüberzustellen, wenn sich Mathematikdidaktik nicht in einer selbst geschaffenen, blinden, selbstgenügsamen Wunsch- und Hoffnungslehre verfangen will. Als befreienden gedankliche
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