Hofmanns Problem mit dem Scheintod

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REPORT


Zwischen Ohrenspiegel und Leichenmantel

Hofmanns Problem mit dem Scheintod

E

r war ein Freund des Lichts und der Erste, der dasselbe der Diagnostik dienstbar machte“. So steht es auf dem Grabstein von Friedrich Hofmann, der am 19. Juli 1806 im hessischen Friedberg geboren wurde und am 24. Januar 1886 in Burgsteinfurt verstarb (Abb. 1). Hofmanns Vorfahren stammten aus Worms, ließen sich aber später in Gießen nieder. Dort ging Hofmann zum Gymnasium und zur Universität. Zum Lehrkörper der dortigen medizinischen Fakultät gehörte damals auch der spätere Ordinarius für Augen- und Ohrenheilkunde in Bern Wilhelm Rau (1804– 1861), der mit der Schwester Hofmanns

Abb. 1: Friedrich Hofmann (1806–1886)

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verheiratet war. Im Jahr 1831 ging Hofmann nach Berlin, legte dort sein medizinisches Staatsexamen ab und promovierte mit einer in Latein verfassten Arbeit über das Ohrensausen (de paracusi). Danach übernahm er die Allgemeinpraxis seines Großonkels Dr. Panajotha Houth in Burgsteinfurt bei Münster.

Reflektorspiegel zur Ausleuchtung des Gehörgangs Im Jahr 1841 veröffentlichte Hofmann in „Caspers Wochenschrift die für die gesamte Heilkunde“ die für die gesamte HNO-Heilkunde so bahnbrechende Arbeit „Beitrag zur Untersuchung des äußeren Gehörgangs“. Primäres Anliegen war es dabei, die von ihm erfundenen spreizbaren und damit selbsthaltenden Ohrtrichter vorzustellen. Der perforierte Hohlspiegel wird fast nur nebensächlich, sozusagen als Trick zur besseren Ausleuchtung des Gehörgangs vorgestellt. Tatsächlich blieb dieser Hinweis 14 beziehungsweise 19 Jahre lang unbeachtet, bis Anton von Tröltsch 1855 ebenfalls einen Hohlspiegel zur Ohrdia­ gnos­tik nutzte und dies aber erst 1860 unter Nennung von Hofmanns Urheberschaft veröffentlichte (Abb. 2). Erst nach Hofmanns Tod wurde der Reflektorspiegel als Meilenstein für die medizinische Diagnostik erkannt und dementsprechend gewürdigt. Hundert Jahre nach seinem Tod wurde 1986 von der Deutschen Gesellschaft für Hals­ Nasen­-Ohren-­Heilkunde, Kopf­ und Hals­-Chirurgie e. V. der Hofmann-Heer­ mann-Preis gestiftet und die Stadt Burg-

© Dr. Wolf Lübbers

Friedrich Hofmann, der erst posthum hoch gefeierte Erfinder des HNOReflektorspiegels, hat sich als Kreisphysikus von Burgsteinfurt auch mit ganz anderen Dingen als mit Ohruntersuchungen beschäftigt. Ihn trieb die Frage um, wie das „Lebendigbegrabenwerden“ vermieden werden kann. Eine Frage, die in der damaligen Zeit ohne EEG und Nulllinien­ beurteilung von großer und angstbeladener Bedeutung war.

Abb. 2: Hofmanns Reflektorspiegel in der Vitrine der HNO-Klinik des ­Universitätsklinikums Würzburg

steinfurt ehrte Hofmann mit einer Straßenbenennung. Zu Lebzeiten erhielt Hofmann ganz andere Ehren, die ihm auch wichtige finanzielle Vorteile und Sicherheiten verschafften: 1833 wurde er Kreisphysikus und 1837 Hofmedicus des Fürsten zu Bentheim-Steinfurt. 1854 wird ihm der königliche „Rothe AdlerOrden III. Classe“ verliehen, dazu kam der Titel „Hofrath“, später dann noch „Sanitätsrath“ und „Geheimer Sanitätsrath“. Als Krönung der staatlichen Eh