Lipide und PCSK9-Inhibition bei chronischer Nierenerkrankung

  • PDF / 745,194 Bytes
  • 8 Pages / 595 x 792 pts Page_size
  • 108 Downloads / 243 Views

DOWNLOAD

REPORT


S. J. Schunk1,2 · D. Fliser1 · T. Speer1 1 2

© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Redaktion D. Fliser, Homburg/Saar J. Hoyer, Marburg

Hinführung zum Thema Die Prävalenz der chronischen Nierenerkrankungen („chronic kidney disease“, CKD) nimmt weltweit stetig zu. Einerseits ist eine CKD ein bedeutender Risikofaktor für kardiovaskuläre (CV-) Erkrankungen, andererseits sind CV-Erkrankungen die Haupttodesursache bei CKD-Patienten und Grund für eine deutlich verringerte Lebenserwartung. Neben den traditionellen CV-Risiko-Faktoren spielen CKD-spezifische Risikofaktoren eine wichtige Rolle. Ein Beispiel dafür sind die Lipoproteine, deren Struktur und Funktion in der Urämie verändert sind, weshalb diese eine wichtige Rolle bei der Entstehung CKD-assoziierter CV- Erkrankungen spielen (. Abb. 1).

Lipoproteine bei chronischer Nierenerkrankung LDL Chronisch nierenkranke Patienten weisen, verglichen mit Nierengesunden, ähnlich hohe oder sogar niedrigere LDL(„low-density lipoprotein“)-Cholesterin(LDL-C)-Plasmaspiegel auf. Nichtsdestotrotz besteht auch bei CKD-Patienten ein direkter Zusammenhang zwischen der Höhe der LDL-C-Spiegel und dem Risiko für CV-Ereignisse. Allerdings ist das LDL Nierenkranker zusätzlich noch in seiner molekularen Struktur modifiziert, was seine proatherogenen Eigenschaften verstärkt [1]. Bei Nierenkranken liegen vermehrt sog. sdLDL(„small-dense LDL“)-Partikel vor. Dies sind LDL-Partikel mit geringerer Dichte. Es wird vermutet, dass die-

Klinik für Innere Medizin IV, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland Klinik für Innere Medizin IV, Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland

Lipide und PCSK9-Inhibition bei chronischer Nierenerkrankung se LDL-Partikel stärker atherogen wirken [2]. Daneben kann Apolipoprotein B (ApoB), das Hauptprotein im LDL, auch posttranslational modifiziert sein. ApoB ist u. a. besonders anfällig für Oxidationsprozesse. Oxidiertes LDL (oxLDL) ist ein entscheidender Faktor bei der Entstehung von atherosklerotischen Läsionen [3]. Ursächlichfürdie OxidationvonLDL ist oxidativer Stress als Teil des urämischen Mikromilieus. Entsprechend weisen CKD-Patienten erhöhte oxLDL-Spiegel auf. Die Carbamylierung von Lysinresten im ApoB stellt eine weitere häufige posttranslationale Proteinmodifikation des LDL-Partikels von CKD-Patienten dar. Carbamyliertes LDL (cLDL), dessen Plasmakonzentrationen bei CKDPatienten erhöht sind, übt eine Vielzahl proatherogener Wirkungen aus und trägt daher zur Entstehung der Atherosklerose bei CKD-Patienten bei [4]. In einer klinischen Studie an CKD-Patienten waren erhöhte cLDL-Spiegel ein signifikanter Prädiktor für CV-Ereignisse und die Gesamtmortalität. LDL, und hier insbesondere modifiziertes LDL, spielt also eine zentrale Rolle bei der Entstehung CKDassoziierter atherosklerotischer Erkrankungen [4].

HDL HDL („high-density lipoprotein“) ist hinsichtlich sowohl seiner Protein- als auch seiner Lipidzusammensetzung viel komplexer und heterogener als LDL. Die HDL-Ch