Management der dekompensierten Leberzirrhose auf der Intensivstation

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rschmacher · A. Koch · K. Streetz · C. Trautwein · F. Tacke

Die Prognose einer kompensierten Leberzirrhose ist mit einem 2-JahresÜberleben von etwa 90% relativ gut. Bei einer Dekompensation steigt das Letalitätsrisiko aber dramatisch an, sodass regelhaft auch eine intensivmedizinische Behandlung notwendig wird. Dennoch haben sich in Deutschland die Todesfälle infolge einer Leberzirrhose in den letzten 25 Jahren verdoppelt [24]. Ursächlich hierfür ist zum einen die Zunahme chronischer Lebererkrankungen, z. B. der alkoholischen und nichtalkoholischen (metabolischen) Fettlebererkrankungen. Zum anderen entwickeln nun Patienten mit chronischer Virushepatitis B oder C, die sie zwischen den 1970er und 1990er Jahren akquiriert haben, Komplikationen der langjährigen Grunderkrankung [46]. Insgesamt hat sich die Zahl der Todesfälle pro 100.000 Einwohner zwischen den Jahren 1980 und 2005 von 5 auf etwa 10 verdoppelt [24]. Somit rückt die Leberzirrhose auch zunehmend in das Blickfeld der Intensivmediziner. Die Leberzirrhose ist ein unabhängiger Prädiktor für ein schlechtes Outcome bei kritisch kranken Patienten [7, 45]. Daher ist die Option einer definitiven Therapie mittels Lebertransplantation bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose, die auf die Intensivstation aufgenommen werden, stets zu prüfen.

tes oder die hepatische Enzephalopathie (HE). Daneben sind aber regelhaft auch die renalen, kardialen, respiratorischen und zerebralen Funktionen dieser Patienten kompromittiert. Patienten mit Leberzirrhose sind zudem durch eine erhöhte Infektanfälligkeit gefährdet; die Entwicklung einer spontan bakteriellen Peritonitis (SBP) prädestiniert weiterhin für einen septischen Verlauf. Aus diesen Gründen stellen Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose eine besondere Herausforderung für den Intensivmediziner dar. Von entscheidender Bedeutung sind zunächst die Stabilisierung und Rekompensation des Patienten und im weiteren Verlauf die Evaluation und Vorbereitung einer möglichen Lebertransplantation.

Schwerkranke Zirrhosepatienten können von verschiedensten typischen Komplikationen betroffen sein. Dies sind z. B. gastrointestinale Blutungen aus Ösophagus- oder Fundusvarizen bei begleitender portaler Hypertension, refraktärer Aszi-

Medizinische Klinik III, Universitätsklinikum RWTH-Aachen, Aachen

Management der   dekompensierten Leberzirrhose auf der Intensivstation

Diagnostik Für das weitere Management auf der Intensivstation ist es wichtig, direkt bei Aufnahme zu identifizieren, ob bei einem Patienten eine Leberzirrhose bzw. sogar eine Dekompensation der Leberzirrhose vorliegt. Einige wichtige Leitfragen können helfen, den diagnostischen Algorithmus zu strukturieren (. Tab. 1). Die Diagnose einer Leberzirrhose lässt sich im Allgemeinen relativ leicht stellen, indem eine gezielte Anamnese und körperliche Untersuchung durchgeführt wird. Diese wird durch Routinelaborparameter zur F Leberschädigung (Transminasen), F Cholestase (Bilirubin, alkalische Phosphatase, γ-Glutamyltransferase), F Lebersynthese- (Albumin, Pseudocholines