Neurologische Defizite bei ipsilateralen Effloreszenzen des Gesichtes
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		    rth · J.C. Simon · R. Treudler
 
 Anamnese
 
 Klinik und Diagnostik
 
 Eine 68-jährige Patientin entwickelte etwa 3 1/2 Wochen vor der Erstvorstellung in unserer Klinik herpetiforme, schmerzhafte Bläschen auf erythematösem Untergrund im Bereich der linken Gesichtshälfte. Trotz einer 1-wöchigen oralen Therapie mit Aciclovir, Unacid und Ibuprofen sowie antiseptischer Lokaltherapie persistierte das Gesichtserythem. Eine Beteiligung des äußeren Ohres bestand nicht. Zwei Wochen nach Ende der Therapie stellte sich die Patientin erneut u. a. wegen der nachfolgend aufgeführten neurologischen Beschwerden vor.
 
 An der linken Gesichtshälfte (im Bereich des 2. und 3. Trigeminusastes) einschließlich des äußeren Ohres und Gehörganges fanden sich auf erythematösem Grund schmerzhafte, seröse bis hämorrhagische Bläschen und Krusten. Stirne runzeln, pfeifen bzw. ein vollständiger Lidschluss ipsilateral waren der Patientin nicht möglich (. Abb. 1, 2). Die Patientin klagte zudem über Schwindel und eine Hörminderung.
 
 Abb. 1 8 Eingeschränkter Lidschluss ipsilateral
 
 Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Leipzig AöR, Leipzig
 
 Neurologische Defizite bei ipsilateralen Effloreszenzen des Gesichtes
 
 HNO-Konsil und Audiogramm.  Zustand nach Tympanoplastik 1976 mit Hörmin-
 
 derung rechts, aktuell subjektive Hörminderung links und Schwindel; mittelbis hochgradige Schallempfindungsstörung rechts, leichtgradige basochochleäre Schallempfindungsstörung links. Ophthalmologie.  Vorderabschnitt links – kein kompletter Lidschluss. Liquordiagnostik.  Klar, normaler Albuminquotient, keine Schrankenstörung, keine intrathekale IgA- oder IgG-Synthese im Quotientenschema nachgewiesen. Zellzahl erhöht.
 
 Abb. 2 8 Seitenabweichung beim Spitzen des Mundes
 
 D Wie lautet ihre Diagnose? Der Hautarzt 12 · 2012 
 
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 Wie lautet Ihre Diagnose?
 
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 lochochlearis (VIII), den N. glossopharyngeus (IX) und den N. vagus (X) zu. Da nicht nur sensible Fasern betroffen sind, kommt es häufig auch zu motorischen Störungen.
 
 Definition und Beschreibung
 
 Therapie und Verlauf bei unserer Patientin
 
 Diagnose: Ramsay-Hunt-Syndrom bei Herpes zoster oticus
 
 Das Ramsay-Hunt-Syndrom beschreibt das Auftreten neurologischer Symptome im Rahmen eines Herpes zoster oticus (. Abb. 3; [1]). Dies ist u. a. auf eine Mitbeteiligung des N. facialis und des N. vestibulochochlearis zurückzuführen und beruht wahrscheinlich auf einem Befall des Ganglion geniculatum/Meatus acusticus internus (N. facialis – VII) mit dem Varizella-zoster-Virus (VZV) bzw. einer Neuritis in diesem Bereich. Die Inzidenz beträgt etwa 5 Fälle auf 100.000 Personen/ Jahr. Trotz der hohen Durchseuchung in der Bevölkerung sollte eine VZV-Serologie immer mit durchgeführt werden. Wie bei unserer Patientin kann es zu einer peripheren Gesichtslähmung mit Lidheberschwäche und z. B. Hörverlust kommen. VZ-Viren persistieren in den Stammganglien sowie im Kopfbereich in den Ganglien des N. trigeminus. Beim Ramsay-Hunt-Syndrom sind auch Ganglien anderer Nerven mit entsprechender Symptomatik betroffen. Die		
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