Orale und periorale Dermatosen bei Kindern richtig diagnostizieren

  • PDF / 500,035 Bytes
  • 6 Pages / 595.276 x 790.866 pts Page_size
  • 13 Downloads / 190 Views

DOWNLOAD

REPORT


Von Aphthen bis Ekzeme

Orale und periorale Dermatosen bei Kindern richtig diagnostizieren Marc Pleimes

Die Haut des Perioralbereiches, die Lippen sowie die Mundschleimhaut können Manifestationsort unterschiedlichster lokaler Haut- und Schleimhauterkrankungen sein. Außerdem kann dieser Bereich im ­Rahmen von generalisierten Haut- und Systemerkrankungen Ver­ änderungen z­ eigen. Das Wissen um die besondere Anatomie dieses Areals mit seinen physio­logischen Normvarianten versetzt den HNOArzt in die Lage, harmlose von pathologischen ­Auffälligkeiten unterscheiden zu können. Auch der Zungenrücken (die sichtbare Oberseite der Zunge) ist mit verhorntem Plattenepithel überzogen, welches aber spezielle Strukturen wie die unterschiedlichen Papillen aufweist. Flächig verteilt sind hier im vorderen Zungenbereich die filiformen Papillen, dazwischen liegen eingestreut als kleine Papeln die fungiformen Papillen. Sowohl der Zungenboden als auch der weiche Gaumen sind erneut mit einem nicht verhornenden Plattenepithel überzogen.

Ekzeme Häufige Veränderungen im direkten Perioralbereich sind irritative wie auch allergische Ekzemreaktionen. Insbeson-

©© M. Pleimes

©© M. Pleimes (2)

V

on der mundumgebenden Haut mit typischer Schichtung aus Epidermis, Dermis und Subkutis führt der Übergang zum Lippenrot, dem Vermilion. In diesen Arealen besteht, wie an der Körperhaut, ein verhornendes/­ orthokeratotisches Plattenepithel. Über eine Übergangszone (mit einer Parakeratosezone) gelangt man zur Lippeninnenseite und der Wangenschleimhaut, an der zunächst ein nicht verhornendes Plattenepithel die innere Auskleidung zur Mundhöhle bildet. Gingiva und harter Gaumen wiederum sind erneut mit verhorntem Plattenepithel, teils orthokeratotisch, teils parakeratotisch, ausgekleidet.

dere im Rahmen einer atopischen Disposition sehen wir typischerweise bei Kindern eine genetisch angelegte vermehrte Hautbarriereempfindlichkeit, die unter anderem für irritative oder austrocknungsbedingte Ekzeme sowie eine Cheilitis angularis (Perléche) prädisponiert. Im Gegensatz zu den meist flächig etwas unscharf auslaufenden Ekzemen bei der atopischen Dermatitis (Abb. 1), bei der meist auch andere Körperstellen Ekzeme aufweisen, zeigt sich beim LippenLeck-Ekzem (Abb. 2) eine auf das direkte Kontaktgebiet der Zunge mit den Lippen beziehungsweise die Kontaktareale von der einen über die andere gestülpte Lippe beschränkte, recht scharf begrenzte Ekzemreaktion. Starke und ausgedehnte, aber ausschließlich im Lippenrot und der umliegenden perioralen Haut lokalisierte Ekzeme ohne andere Auffälligkeiten sollten auch an mögliche Kontaktekzeme, zum Beispiel durch Inhaltsstoffe in Lippenpflegestiften, denken lassen. Orientierend kann ein offener Anwendungstest mit dem verdächtigen Präparat beispielsweise am Oberarm diagnostisch

Abb. 1: Atopische Dermatitis perioral

20

Abb. 2: Lippen-Leck-Ekzem

HNO-NACHRICHTEN  2020; 50 (5)

hilfreich sein, welcher bei positiver Reaktion (Ekzem) dann durch eine entsprechende Epikutantestung der einzelnen Komponenten ergänzt werden sollt