Ambulant betreute Wohngruppen

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REPORT


Gerontologie+Geriatrie Themenschwerpunkt Z Gerontol Geriat https://doi.org/10.1007/s00391-020-01713-6 Eingegangen: 10. Oktober 2019 Angenommen: 12. Februar 2020 © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020

Thomas Klie1 · Claus Heislbetz2 · Birgit Schuhmacher3 1

AGP Sozialforschung, FIVE e. V., Evangelische Hochschule, Freiburg, Deutschland Hans-Weinberger-Akademie, AWO e. V., München, Deutschland 3 Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, Bochum, Deutschland 2

Ambulant betreute Wohngruppen Bestandserhebung, qualitative Einordnung und Handlungsempfehlungen

Hintergrund Der vorliegende Beitrag basiert auf der zwischen 2014 und 2016 durchgeführten Studie Bestandserhebung, qualitative Einordnung und Handlungsempfehlungen zur Stärkung ambulant betreuter Wohngruppen [3]. Vor dem Hintergrund der deutlichen Zunahme von Wohngemeinschaften(WG)-Gründungen in den letzten Jahren und dem darin zum Ausdruck kommenden Bedarf nach alternativen Versorgungsformen galt es, im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) empirisch nachzuvollziehen, inwiefern ambulant betreute WG als hybride Form der Versorgung eine neue Qualität der alltags- und wohnortnahen Versorgung schaffen. Hybridität wird verstanden als das Zusammenwirken von Institutionen, Professionen und Personen, deren Arbeitsund Handlungsweisen an unterschiedlichen Funktionslogiken orientiert sind [1]. Je mehr Beteiligte eine WG in relevanten Bereichen aufweist und je mehr Personen in die einzelnen Entscheidungen einbezogen werden, desto hybrider ist die Organisation. Hybridität korrespondiert mit dem Prinzip der geteilten Verantwortung [4], das auf das Zusammenwirken von An- und Zugehörigen, Professionellen, Freiwilligen und anderen beruflichen Helfern/Helferinnen setzt. Geteilte Verantwortung zeigt sich demnach in einer nur wenig hierarchisierten Organisationsstruktur. Nicht „Top-down“-Entscheidungen – wie klas-

sischerweise in stationären Einrichtungen – und auch nicht die Definitionsmacht von Professionen wie die der Pflege bestimmen das Geschehen, sondern Aushandlungsprozesse. Diese bilden den Legitimationshintergrund für das Handeln zwischen den Professionen und anderen Akteuren in ambulant betreuten WG. Die fachliche und lebensweltorientierte Auseinandersetzung und die Möglichkeiten guten Lebens unter den Bedingungen von Pflegebedürftigkeit in ambulant betreuten WG bilden den Bezugsrahmen für die Aushandlungsprozesse, in die die Beteiligten ihre jeweiligen Kompetenzen und Handlungslogiken einbringen: 4 Unterschiedliche Professionen bringen ihren spezifischen Wissensbestand, aber auch ihre Erfahrungen sowie ihre jeweilige professionelle Hermeneutik in die Gestaltung der Unterstützungsleistungen und des gemeinschaftlichen Lebens ein. Verschiedene berufliche Akteure (Assistenzkräfte, Alltagsbegleiter*innen, Präsenzkräfte) steuern ihr Wissen und Können bei, aber auch ihre individuellen Begabungen sowie ihre Zuverlässigkeit und Situationsflexibilität. 4 An- und Zugehörige stehen für die jeweilige emotionale und affektive Beziehung zu den Be