Bedarfe der Langzeitpflege in der COVID-19-Pandemie

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REPORT


Gerontologie+Geriatrie Originalien Z Gerontol Geriat https://doi.org/10.1007/s00391-020-01801-7 Eingegangen: 30. Juni 2020 Angenommen: 7. Oktober 2020

Claudia Stolle1,3 · Annika Schmidt1 · Dominik Domhoff1 · Anna Carina Friedrich1 · Franziska Heinze2 · Benedikt Preuß2 · Kathrin Seibert1 · Heinz Rothgang2 · Karin Wolf-Ostermann1

© Der/die Autor(en) 2020

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Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP), Universität Bremen, Bremen, Deutschland SOCIUM, Universität Bremen, Bremen, Deutschland 3 Hochschule Bremen, Bremen, Deutschland

Bedarfe der Langzeitpflege in der COVID-19-Pandemie Hinführung zum Thema Das „severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2“ (SARS-CoV-2) trat erstmalig im Dezember 2019 in der chinesischen Stadt Wuhan auf [10]. Eine Ansteckung erfolgt hauptsächlich durch die respiratorische Aufnahme viraler Aerosole, die z. B. beim Husten, Niesen, Atmen oder Sprechen freigesetzt werden. Zu den häufigsten Symptomen gehören Husten, Fieber, Schnupfen sowie Geruchs- und Geschmacksverlust. Der Krankheitsverlauf variiert von symptomlosen Fällen bis zu schweren Lungenentzündungen mit Todesfolge [8, 9]. Die rapide Ausbreitung des SARS-CoV-2 und die damit einhergehenden Erkrankungsfälle an COVID-19 (coronavirus disease 2019) stellen die Gesundheitssysteme weltweit vor immense Herausforderungen. Der Fokus der medialen Berichterstattung lag bisher primär auf der Verhinderung einer Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung und in der Betrachtung der Akutversorgung Erkrankter in Krankenhäusern. Ein weiterer zentraler Ort des Infektionsgeschehens sind stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen. Pflegebedürftige Menschen bilden hier mit einer Fallsterblichkeit von 19 % bei einer SARS-CoV-2-Infektion eine wesentliche Risikogruppe [4]. Dazu haben im Vergleich zur Gesamtbevölkerung Pflegende in der stationären Langzeitpflege ein 6-faches und in der ambulanten Versorgung ein 3-faches Risiko, an COVID-19 zu erkranken [15]. In den Medien wurden v. a. Besuchsverbote in Pflegeeinrichtungen und die Auswirkungen auf die

Pflegebedürftigen und deren Angehörigen thematisiert. Unklar bleibt bislang jedoch, welche Ressourcen und unterstützende Maßnahmen Pflegeeinrichtungen während der COVID-19-Pandemie benötigen, um eine qualitativ hochwertige pflegerische Versorgung der Pflegebedürftigen sicherzustellen.

Hintergrund Die COVID-19-Pandemie fordert die Gesundheitssysteme weltweit in bisher nicht gekanntem Ausmaß. Bis zum 01.10.2020 wurden in Deutschland ca. 290 Tsd. laborbestätigte SARS-CoV2-Fälle sowie rund 9500 Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt [7]. Pflegebedürftige Menschen gehören zu den vulnerablen Gruppen, die bei einer Infektion in besonderem Maße von schweren Krankheitsverläufen und einer hohen Sterblichkeit betroffen sein können [4, 9]. Nach aktuellen Hochrechnungen sind knapp 50 % der an COVID-19 Verstorbenen in Deutschland Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen gewesen [11]. Treten SARSCoV-2-Infektionen in Pflegeeinrichtungen auf, kommt es mit durchschnittlich 18,8