Biss in Chili vertreibt Trigeminusschmerz
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Steht in keinem Stufenschema © [M] Frau: Hemera / thinkstock.com | Schulter: Hemera / thinkstock.com
Biss in Chili vertreibt Trigeminusschmerz Sechs Jahre lang plagten eine 39-jährige Patientin fast unerträgliche Schmerzen einer Trigeminusneuralgie. Nach vielen Versuchen medikamentöser und operativer Therapie verschaffte ihr eine ganz zufällige Entdeckung die ersehnte Linderung. Mit einer Schmerzstärke von 10 bewertete die 39-jährige, sonst gesunde Patientin ihre Schmerzen auf der numerischen Rating Skala – maximaler Schmerz. Kein Wunder, denn die Trigenminusneuralgie (TN) unter der die Patientin seit sechs Jahren litt, gehört zu den wohl schmerzhaftesten Erkrankungen. Betroffen war in ihrem Fall der linksseitige N. lingualis. Der als brennend, pochend und blitzartig einschießend beschriebene sekundenlange Schmerz manifestierte sich am linken vorderen Zungenrand und strahlte in Gaumen und ins linke Ohr aus, schreiben Dr. Johannes Loeser und Kollegen vom Universitätsklinikum Köln in „Der Schmerz“. Getriggert wurden die Schmerzattacken von Essen, Trinken und Sprechen; zwischen den Attacken erlebte die Patientin Tage bis wochenlange Episoden in denen sie schmerzfrei blieb.
Zahlreiche Therapieversuche
Nach dem Ausschluss einer symptomatischen TN und der initialen Einstellung auf Carbamazepin wurden im weiteren Verlauf Therapien mit Baclofen, Pregabalin, Gabapentin, Amitryptilin, Tramadol und hoch dosierten Kortikoiden versucht – alles ohne Erfolg. Auch die N. lingualis-Anästhesie durch Bupivacaininjektionen in die Zunge linderte den Schmerz nur für einige Stunden. Es folgte der Griff zum Messer. Die Operation nach Janetta, die den komprimierten Nerv entlasten sollte, verlief komplikationslos, doch die Freude über vermeintlich gewonnene Schmerzfreiheit währte nur einen Monat, dann setzten die Attacken unverändert stark ein. Als die Patientin schließlich das Schmerzzentrum des Universitätsklinikums Köln aufsuchte, führte das Team
um Dr. Loeser, neben der Carbamazepinbehandlung, ganglionäre lokale Opiodanalgesien durch. Immerhin konnten so Schmerzintensität und Attackenfrequenz der Patientin reduziert werden.
Mit Chili zur Schmerzfreiheit
Endgültige Schmerzfreiheit erfuhr die Patientin aber durch einen Zufall: Beim Verzehr sehr scharfer Chilischoten bemerkte sie eine Linderung ihrer Schmerzen. Diese „Therapie“ wendet die Patientin nach Rücksprache mit dem Schmerzzentrum nun über fünf Monate 1 x täglich zusätzlich zum Carbamazepin intraoral an – und ist seither völlig schmerzfrei! Verzichtet die Patientin aber über mehrere Tage auf ihre scharfen Medikamente, keh-
ren die Schmerzen wieder zurück. Zur Zeit gibt es noch wenige Studien über die Wirkung von Capsaicin bei TN. Tatsächlich führt Capsaicin als selektiver Agonist der auf den Nervenfasern exprimierten TRPV-1-Rezeptoren bei Erstanwendung zur Erregung der Nervenfasern und damit zur Schmerzverstärkung. Bei regelmäßiger Anwendung aber kommt es zur reversiblen Inaktivierung der Schmerzfasern, was dann, wie im Fall der Patientin, zu Schmerzlinderung führt und vielle
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