Chronotyp, Arbeitszeit und Arbeitssicherheit

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REPORT


Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie

Originalien Zbl Arbeitsmed https://doi.org/10.1007/s40664-020-00397-4

Barbara Hirschwald1 · Annette Nold1 · Frank Bochmann1 · Thomas Heitmann2 · Yi Sun1 1

© Der/die Autor(en) 2020

Institut für Arbeitsschutz (IFA), Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), Sankt Augustin, Deutschland 2 Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM), Düsseldorf, Deutschland

Chronotyp, Arbeitszeit und Arbeitssicherheit Auswirkungen von zirkadianer Rhythmik und Arbeitsbeginn auf die Schlafdauer von Beschäftigten in der holz- und metallverarbeitenden Industrie

Fragestellung

Hintergrund

Das moderne Arbeitsleben mit wechselnden Arbeitszeiten, frühem Arbeitsbeginn und Nachtarbeit stört den zirkadianen Rhythmus und die Synchronisation der inneren biologischen Uhr mit dem äußeren Tag-Nacht-Rhythmus. Der physiologische Effekt solcher Arbeitszeiten gleicht dem eines Jetlags: Der Körper befindet sich in einem permanenten Anpassungsstress während einer Arbeitswoche. Schlafstörungen wie Einschlaf- und Durchschlafschwierigkeiten sowie vorzeitiges Aufwachen sind häufig die Folge. Da es Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und Arbeitsunfällen gibt [23], wird ein Einfluss des Chronotyps auf das Arbeitsunfallgeschehen vermutet. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Untersuchung der Einflussfaktoren „Chronotyp“ und „Lage der Arbeitszeit“ auf die Schlafdauer. In . Abb. 1 sind mögliche Wirkungszusammenhänge zwischen der zeitlichen Lage der Arbeit und der Arbeitssicherheit abgebildet [11].

Zirkadiane Rhythmik und Chronotyp In den sog. Bunkerexperimenten in den sechziger Jahren stellten Aschoff et al. die unterschiedliche Phasenlänge in der Tagesperiodik des Menschen fest. Die Probanden, die für mehrere Wochen unter Ausschluss aller externen Zeitgeber (keine Uhren, kein Tageslicht) lebten, zeigten in ihrem Empfinden für Tag und Nacht nur eine ungefähre Tageslänge (zirkadian), die zwischen 23 und 26 h lag [2]. Die innere Uhr vieler Menschen geht also schneller oder langsamer als die äußere Uhr. Dass beide Uhren dennoch bei den meisten Menschen übereinstimmen, beruht auf der täglichen Synchronisation der inneren Uhr mit der äußeren Uhr durch den wichtigen Zeitgeber Licht. Die im Auge eintreffende Umgebungshelligkeit wird per Signal an alle Körperzellen weitergeleitet, sodass physiologische Vorgänge reguliert und aufeinander abgestimmt ablaufen können. Die Kopplung des endogenen Rhythmus an äußere Zeitgeber wird als Entrainment bezeichnet und ermöglicht u. a. die Anpassung an eine andere Zeitzone. Ein Jetlag dauert somit nur wenige Tage und lässt sich durch den Aufenthalt im Freien bei Tageslicht noch verkürzen.

Die genetisch festgelegten Phasenlängen der Menschen führten zu einer Klassifizierung in verschiedene Chronotypen. Unterschieden werden im Allgemeinen Frühtypen, Intermediäroder Normaltypen und Spättypen. Die Frühtypen haben eine Phasenlänge von weniger als 24 h und sind im Verhältnis zur Außenzeit morgens früher fit und abends früher müde als die Spättypen. Letztere haben eine Phasenlän