Das Befinden des Patienten ist mehr als eine Zahl
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Scores in der Rheumatologie
Das Befinden des Patienten ist mehr als eine Zahl Ein Score kann die Untersuchung nicht ersetzen.
Rheuma Plus: Bei welchen rheumatischen Erkrankungen kommen Scores zum Einsatz? Leeb: Scores werden bei praktisch allen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises zur Beurteilung des Krankheitsverlaufes herangezogen. Spezifische Scores kommen bei der RA, der SpA, bei Arthrosen, Fibromyalgie und der Polymyalgia rheumatica zum Einsatz. Bei der Psoriasis-Arthritis wird die Verwendung von Scores gerade diskutiert. Generische Scores zum Erfassen der Lebensqualität werden bei vielen Erkrankungen zur Evaluation herangezogen. Insgesamt gibt es eine Inflation an Scores. Rheuma Plus: Ist diese Entwicklung auf die Rheumatologie beschränkt? Leeb: Diese Inflation zieht sich durch die gesamte Medizin – ich denke etwa an die komplexe Risikostratifizierung beim Vorhofflimmern. Das beruht vermutlich auf der Neigung des Menschen sehr vieles vereinfacht in einer Zahl ausdrücken zu wollen. Außerdem gibt es ein Bedürfnis der regulatorischen Behörden nach Dokumentation. Das ist durchaus auch positiv: Eine uniforme Dokumentation ermöglicht den Vergleich. Allerdings muss man auch überlegen, was man mit diesen
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rheuma plus 2 · 2014
Daten und Vergleichswerten tut. Man muss sich in Erinnerung rufen, dass die Scores ursprünglich alle aus klinischen Studien stammen. Der Ausgangspunkt ist einfach: Die meisten rheumatologischen Erkrankungen sind grundsätzlich nicht heilbare Erkrankungen. Wer eine nicht heilbare Erkrankung behandelt, muss sich Messmethoden einfallen lassen, um zu beweisen, dass die Therapie hilfreich ist. Anders gesagt: Bringt ein Antibio tikum die Symptome einer Angina nach drei Tagen nicht zum Verschwinden, ist es im Vergleich zu Penicillin nutzlos. Eine rheumatische Erkrankung bringen wir nicht zum Verschwinden. Deshalb wurden komplizierte Instrumente entwickelt, um zu sagen: „Jetzt wird es besser.“ Deshalb werden Scores in der Rheumatologie verwendet. Die Polymyalgia rheumatica etwa ist eine extrem gut behandelbare Erkrankung. Da sehen wir ein 70- bis 90-prozentiges Ansprechen der Therapie bei über der Hälfte der Patienten. Bei der RA dagegen haben wir ein 70-prozentiges Ansprechen nur bei 15 bis 20 Prozent der Patienten. Rheuma Plus: Welche Scores sind alltagstauglich? Leeb: Alle Scores sind alltagstauglich – solange man bei einem Patienten immer denselben Score verwendet und
weiß: Ein Score kann die Untersuchung des Patienten nicht ersetzen. Scores bringen zwar auf Gruppen-Niveau durchaus vergleichbare Resultate, können aber individuell extrem unterschiedlich ausfallen - vor allem deshalb, weil jedes Individuum auf einem Instrument einen Bereich hat, in dem es sich bewegt. Rheuma Plus: Was können Scores wie DAS28, SDAI, RADAI etc. über die RA sagen und was nicht? Leeb: Sie können a priori Krankheit anzeigen. Diese Composite- und auch die Patientenzentrierten Scores wurden entwickelt, um den kranken Menschen zu charakterisieren. Sie waren aber nie dafür gedacht, Symptomfreiheit bei RA zu
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