Ist die Kompressionstherapie bei Erysipel des Unterschenkels kontraindiziert?
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S. Eder1 · M. Stücker2 · S. Läuchli3 · J. Dissemond4 1
Klinik für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin, Schwarzwald-Baar Klinikum, Villingen-Schwenningen, Deutschland 2 Universitätsklinik Bochum, Venenzentrum, Bochum, Deutschland 3 Dermatologische Klinik, Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz 4 Klinik für Dermatologie, Venerologie, Allergologie, Universitätsklinik Essen, Essen, Deutschland
Ist die Kompressionstherapie bei Erysipel des Unterschenkels kontraindiziert? Resultate einer retrospektiven Analyse Ein Erysipel, synonym im Deutschen auch als Wundrose oder Rotlauf bezeichnet, ist eine akute bakterielle Entzündung der Haut entlang der Lymphspalten der Dermis. In der englischsprachigen Literatur werden hierfür auch die Begriffe „erysipelas“ und „cellulitis“ oft synonym verwendet. Im deutschsprachigen Raum wird das Erysipel hingegen u. a. von einer Phlegmone unterschieden. Das Erysipel ist definiert als nichteitrige, fieberhafte und häufig mit Schüttelfrost und Reduktion des Allgemeinzustandes einhergehende bakterielle Infektion der Haut, die sich rasch lymphogen und interstitiell ausbreitet. Typische Erreger sind Streptokokken der Gruppe A, seltener auch Staphylokokken. Grundsätzlich ist ein Erysipel in jeder anatomischen Lokalisation möglich. In ca. 80 % der Fälle kommt es an den Extremitäten vor, davon mehrheitlich an den Unterschenkeln. Triggerfaktoren für das Auftreten eines Erysipels sind Hautverletzungen als Eintrittspforten für die Bakterien beispielsweise im Rahmen einer Tinea pedum und nicht entstauter Ödeme der betroffenen Region. Eine vorbestehende lymphatische Abflussstörung scheint, auch wenn sie bisher nicht klinisch in Erscheinung getreten ist, prädisponierend für die Entstehung eines Erysipels zu sein [13]. Im Gegensatz hierzu handelt es sich bei einer Phlegmone um eine sich diffus in Gewebsspalten ausbreitende, eitrige, bakterielle Entzün-
dung mit Gewebseinschmelzung, die subkutane, subfasziale oder intramuskuläre Strukturen betreffen kann. Erreger sind hier meist Staphylokokken, aber auch Streptokokken der Gruppe A. Grundsätzliche Behandlungsmaßnahmen der konservativen Therapie des Erysipels sind Schonung, Hochlagerung und eine antiinfektive Therapie. Wichtig ist hier die systemische Gabe eines Antibiotikums, entsprechend der aktuellen AWMF(Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V.)-Leitlinie wird die Gabe von Penicillin empfohlen [10]. Penicillin zeigt weiterhin eine gute Resistenzlage und ist bei bekannt guter Gewebepenetration das Antibiotikum der ersten Wahl. Aufgrund der Immobilisierung in Kombination mit der Inflammation, ist während der stationären Behandlung die Thromboseprophylaxe mit einem niedermolekularen Heparin indiziert. In vielen Leitlinien ist die Anwendung der Kompressionstherapie bei bestehender akuter Infektion, wie beispielsweise einem Erysipel, als absolute Kontraindikation ausgewiesen. Hier besteht meist die Angst vor einer systemischen Ausbreitung bis hin zur Sepsis der ansonsten lokalisierten Infektion. Eine gute wissenschaftliche Evide
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