Kalorienreduktion ist ein Gesundheitsplus, aber wie und welche?

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REPORT


Die Fragen in Bezug auf eine gesunde Ernährung werden trotz der Studienflut nicht weniger. Natürliche Vielfalt ist aber sicher zu empfehlen.

Adipositas, Diabetes und Ernährung

Kalorienreduktion ist ein Gesundheitsplus, aber wie und welche? Stephan Martin – Westdeutsches Diabetes- und Gesundheitszentrum, Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf

Auch wenn es kaum jemanden gibt, der an einem kausalen Zusammenhang von Adipositas und Typ-2-Diabetes zweifelt, so gab es dafür bisher keinen formalen wissenschaftlichen Beweis. Dazu wäre es eigentlich notwendig, in einer kontrollierten Studie Personen in zwei Gruppen zu randomisieren: Die eine Gruppe würde angehalten, normgewichtig zu bleiben, die andere müsste versuchen übergewichtig vielleicht sogar adipös zu werden. Der primäre Endpunkt wäre nach einer längeren Zeit die Manifestation eines Typ-2-Diabetes-mellitus. Aber eine solche Studie ist ethisch nicht vertretbar und praktisch auch nicht realisierbar. Trotzdem gibt es immer wieder Kritiker, die die Hypothese vertreten, dass Personen ihren Typ-2-Diabetes nicht durch Übergewicht bekommen haben, sondern dass Personen mit Typ2-Diabetes quasi komorbide übergewichtig sind. Dies ist genau die gleiche Argumentation, wie sie auch von den entsprechenden Interessensgruppen bei Nikotin- und Zuckerkonsum angeführt wird, denn auch hier gibt es bisher keine Endpunktstudien, die beweisen, dass Nikotin oder Zucker in größeren Mengen tödlich sind. Mit dem Prinzip der „Mendelschen Randomisierung“ ist es nun möglich, mit Daten aus Beobachtungsstudien kausale Zusammenhänge zu beschreiben. Dabei werden Personen nach be-

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In|Fo|Diabetologie  2020; 14 (4)

stimmten genetischen Markern analysiert, die Natur hat quasi die Randomisierung durchgeführt. Mithilfe dieser Methode wurde in einer aktuellen Arbeit der Zusammenhang von Body-MassIndex (BMI) und dem Risiko einer Typ-2-Diabetes-Erkrankung untersucht [1]. Es gibt viele genetische Marker, die mit einem erhöhten Körpergewicht assoziiert sind. In der Studie nun wurden diese BMI-Marker bei 287.394 nicht verwandten Personen aus der UK-Biobank-Studie bestimmt und deren Einfluss auf die Diabetesentwicklung in Abhängigkeit von der Familienanamnese für Diabetes und einem polygenetischen Diabetesrisiko-Score untersucht. Die Diabetesprävalenz zeigte einen deutlichen Anstieg, je mehr BMI-Marker vorhanden waren (▶Abb. 1). Bei einer positiven Familienanamnese für Diabetes, aber auch in Abhängigkeit des polygenetischen Risiko-Scores, stiegt die Diabetesprävalenz zusätzlich an. Da diese Befunde zeigen, dass Personen mit Genen für ein erhöhtes Gewicht auch eine höhere Diabetesprävalenz aufweisen, ist dies erstmals der formale wissenschaftliche Beweis einer kausalen Beziehung von Gewicht und Typ-2-Diabetes.

Epidemiologie der Adipositas

Auch wenn Übergewicht und Adipositas als wesentliche Auslösefaktoren für eine Vielzahl an Erkrankungen bekannt sind, so

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Übergewicht und Adipositas fördern viele Erkrankungen. Inzwischen konnte mit genetischen Markern für das Körpergew