Relevante Themen in der Neurologie und Psychiatrie

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REPORT


lter Struhal Abteilung für Neurologie, Universitätsklinikum Tulln, Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, Tulln, Österreich

Relevante Themen in der Neurologie und Psychiatrie Geschätzte Leserinnen, geschätzte Leser! Welche Themen in der Neurologie und in der Psychiatrie sind derzeit von besonders hoher Relevanz für das Management unserer Patienten? In der derzeitigen Situation der alles überschattenden SARS-CoV2-Thematik könnte man meinen, COVID-19 wäre die Antwort.

Neurologie und Psychiatrie im Kontext von COVID-19 Tatsächlich zeigen sich zunehmend auch neurologische und psychiatrische Komplikationen dieser Erkrankung, wie wir sie auch schon von den Erfahrungen mit SARS antizipieren konnten. Vor allem cerebrovaskuläre Komplikationen sind in einer aktuellen Studie von Varatharaj et al. häufig (n = 77, 62 % der auswertbaren 125 Patienten) [1]; davon erlitten 74 % einen ischämischen Schlaganfall, 9 % eine intrakranielle Blutung, ein Patient eine ZNS-Vaskulitis. Darüber hinaus waren neuropsychiatrische bzw. psychiatrische Syndrome häufig mit 31 % (n = 39): 23 % unspezifische Enzephalopathie, 18 % Enzephalitis und ganze 59 % (n = 23) psychiatrische Erkrankungen, von denen 92 % neu aufgetreten waren: 43 % neu aufgetretene Psychose, 26 % neurokognitive demenzartige Syndrome und 17 % affektive Störungen. Ohne Frage sind wir gefordert, sehr aufmerksam neurologische und psychiatrische Symptome und Syndrome bei SARS-CoV2 in einen pathophysiologischen Kontext zu bringen. Wir sind bzgl. SARS-CoV2 recht früh in der Erklimmung unserer noch steilen Lernkurve, speziell was unsere Fächer betrifft. Unseren Kolleginnen und Kollegen weltweit geht es nicht anders. Einzigartig

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psychopraxis. neuropraxis 4 · 2020

ist aber die globale und global parallele Relevanz eines komplett neuen Gesundheitsthemas und damit folgt mein Aufruf, weltweit Daten zu nutzen, um die Lernkurve neurologischer und psychiatrischer Syndrome in Verbindung mit SARS-CoV2 nicht in einzelnen Institutionen, einzelnen Ländern, sondern weltweit zu bezwingen. Eine Möglichkeit dazu stellt Open Science dar. Dies ist eine Alternative des 21. Jahrhunderts zur Publikation eines Papers und ist ebenso zitierbar. Ziel ist es nicht, Papers zu publizieren (oder nicht nur), sondern vor allem Daten. Ein schönes Beispiel auf nationaler Ebene stellt oben angeführte Studie dar. Derzeit sind unsere Felder in diesem innovativen Publikationsmodell noch recht spärlich vertreten. Bestmögliche Chancen, die Lernkurve unserer Fächer mit dem neuen Thema COVID-19 zu bezwingen, sind, dieses Publikationsmodell für jeden Einzelfall, den wir sehen, zu nutzen und so der globalen Forschungsgemeinde eine Chance zu geben, viele Fälle zu aggregieren und damit rascher ein weltweites Management zu entwickeln. Allerdings ist jedenfalls Vorsicht geboten, eine Koinfektion mit SARS-CoV2 ohne pathophysiologische Erklärung zur Kausalität einer neurologischen oder psychiatrischen Erkrankung zu erklären. Ganz im Gegenteil haben sich das Spektrum und die Anforderungen an die Neurologie u