Traumaversorgung einer schwerstverletzten schwangeren Patientin
- PDF / 638,742 Bytes
- 4 Pages / 595.276 x 790.866 pts Page_size
- 102 Downloads / 169 Views
tion
M. Fischer, Göppingen W. Schreiber, Wien F. Walcher, Frankfurt/Main
U. Pietsch1 · E. Haffner1 · A. Hölzl2 · C. Grätz3 · T. Fösel1 1 Klinik für Anästhesie&Intensivmedizin, Ortenau Klinikum Lahr 2 Klinik für Unfallchirurgie, Ortenau Klinikum Lahr 3 Klinik für Neurochirurgie, Klinikum der Stadt Köln, Köln-Merheim
Traumaversorgung einer schwerstverletzten schwangeren Patientin Eine interdisziplinäre Herausforderung für die Primär- und Schockraumversorgung
Unfallbedingte Verletzungen sind nach den peripartalen Komplikationen die häufigste Todesursache schwangerer Frauen [1]. Verschiedene Studien zeigen, dass 6–8% aller Schwangeren einen Unfall während der Schwangerschaft erleiden. Es wird angenommen, dass bei 0,5% aller schwangeren Frauen eine Aufnahme auf die Intensivstation nötig ist; der häufigste Aufnahmegrund ist das unfallbedingte Trauma [2, 4]. Daten der US-amerikanischen Traumaregister zeigen, dass die Ätiologie des mütterlichen Traumas in den meisten Fällen durch Verkehrsunfälle (55%), Folge eines Sturzes (22%), Gewalttaten (22%) und Verbrennungen (1%) bedingt ist [5, 7]. Frauen am Anfang der Schwangerschaft sind häufiger betroffen als am Ende der Schwangerschaft. Da eine Schwangerschaft zu Veränderungen von Anatomie, Physiologie und laborchemischen Parametern führt und immer mindestens 2 Patienten (Mutter und Kind) behandelt werden, stellt dies eine besondere Herausforderung für das behandelnde Team dar [2, 3].
Anamnese In den frühen Morgenstunden (6.35 Uhr) wurde der Rettungsdienst mit der Einsatzmeldung „Polytrauma nach Sturz“ alarmiert. NEF und RTW erreichten den Einsatzort 7 min später (6.42 Uhr). Hier fand das Rettungsteam eine 36-jährige Frau
38 |
Notfall + Rettungsmedizin 1 · 2013
vor. Diese war laut Zeugen nach einem Krampfanfall von einem Balkon aus dem zweiten Obergeschoss (ca. 6–8 m Höhe) eines Hauses gestürzt. ABC waren kompensiert, D GCS-Wert 14 agitiert, Pupillen isokor, E schwangerschaftstypisches Abdomen, große blutende Kopfplatzwunde (ABCDE-Schema). Fremdanamnestisch konnte in Erfahrung gebracht werden, dass die Patientin im 8 Monat schwanger war, der Verlauf der Schwangerschaft war bis jetzt komplikationslos gewesen. Die Patientin litt zudem an einer thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura (TTP) vom Typ Moschkowitz und einem Lupus erythematodes. Im Rahmen der TTP hatte die Patientin bereits 1998 eine intrazerebarale Blutung erlitten, welche eine mehrmonatige intensivmedizinische Behandlung samt Plasmaaustausch notwendig gemacht hatte. Seither litt sie an einer symp tomatischen Epilepsie. Die antikonvulsive Therapie wurde in Rücksprache mit dem behandelnden Neurologen seit dem 2. Trimenon pausiert. Der Notarzt vor Ort entschied sich für eine „Scoop-and-run“-Versorgung und den Transport in die 5 min entfernte Klinik, ein regionales Traumazentrum mit Neurochirurgie und Geburtshilfe. So wurde die Patientin mit einem peripheren Zugang (G18) und 500 ml Ringer-Acetat und einer Venturi-Sauerstoffmaske (O2 10 l/
min) transportiert. Eine HWS-Immobilisation konnte aufgrund der Agitatio
Data Loading...