Wenn gegen Kopfweh zu viele Medikamente geschluckt werden

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REPORT


Neue europäische Leitlinie

Wenn gegen Kopfweh zu viele Medikamente geschluckt werden Kopfschmerzen als Folge von Medikamentenübergebrauch ist ein sehr häufiges Problem. Eine neue Leitlinie setzt auf umfassende Information, multidisziplinäre Betreuung und individuelle Therapie der Betroffenen. FF Eine Leitlinie zum Management

des Medikamentenübergebrauchskopfschmerzes hat die „European Academy of Neurology“ (EAN) unter Federführung von DGN-Pressesprecher Professor Hans-Christoph Diener, Universität Duisburg-Essen, publiziert (Eur J Neuro 2020; online 19. Mai). Sie gibt Präventions- und Therapieempfehlungen, wie der Teufelskreis zwischen Kopfschmerzen und Einnahme von Schmerzmedikamenten und Migränemitteln vermieden beziehungsweise durchbrochen werden kann. Prävention durch Information und Patientenedukation Die neue Leitlinie gibt anhand von sieben sogenannten „PICO questions“ (P = popular, I = intervention, C = control, O = outcome) Empfehlungen für das Management von Medikamentenübergebrauchskopfschmerz. Grundlegende und wichtigste Präventionsmaßnahme sind dabei nach Ansicht der Autoren Information und Patientenedukation. Sie können maßgeblich dazu beitragen, dem MOH bei Migränepatienten vorzubeugen. Die Leitlinie empfiehlt darüber hinaus, dass MOH-Risikopatienten in regelmäßigen Abständen (alle 3–6 Monate) vom Allgemeinmediziner oder Neurologen gesehen werden sollen. Diese Empfehlung ist zwar streng genommen nicht evidenzbasiert, laut Leitlinienautor Diener aber eine „Common Sense“-Empfehlung. „Wir wissen, dass Patienten seltener einen MOH entwickeln, wenn sie umfassend über den Zusammenhang von Schmerzmitteln und Schmerzmittelübergebrauchskopfschmerz infor-

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psychopraxis. neuropraxis 4 · 2020

miert wurden, und es gibt Studien, die zeigen, dass ein Beratungsgespräch plus Print-Informationsmaterial um einiges effektiver ist als das Informationsmaterial allein.

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Patienten sollten umfassend über den Zusammenhang von Schmerzmitteln und Schmerzmittelübergebrauchskopfschmerz informiert werden Es liegt auf der Hand, dass regelmäßige Gespräche die Sensibilität für die Thematik erhöhen und die Bereitschaft, trotz Schmerzen gelegentlich auf Medikamente zu verzichten oder die Dosis zu reduzieren, weiter stärken“, so die Experten. Multidisziplinäre Therapiebetreuung Die intensive Beratung ist somit ein probates Mittel zur MOH-Prävention, gelangt aber an Grenzen, wenn es um die MOH-Behandlung geht: Die alleinige Beratung kann zwar bei Übergebrauch von Triptanen oder einfachen Analgetika zielführend sein, wenn keine größeren psychiatrischen Komorbiditäten vorliegen – bei Übergebrauch von Opioiden, Barbituraten oder Tranquilizern rät die Leitlinie aber zur Überweisung an einen Kopfschmerzexperten oder in ein spezialisiertes Schmerzzentrum. Denn grundsätzlich müsse immer ein Entzug oder zumindest eine sanfte Reduzierung der Übergebrauchsmedikamente erfolgen, um den MOH langfristig zu therapieren, so die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Ein erfolgrei-

ches Ausschleichen oder Absetzen der Schmerzmedikation