Rezidivierende Synkopen beim Essen

  • PDF / 1,784,431 Bytes
  • 5 Pages / 595 x 792 pts Page_size
  • 23 Downloads / 161 Views

DOWNLOAD

REPORT


M. P. Friedrich, C. Klötzsch Neurologische Klinik, Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, Singen, Deutschland

Rezidivierende Synkopen beim Essen Anamnese Die stationäre Übernahme des 77-jährigen Patienten erfolgte aus einer internistischen Abteilung, nachdem dort eine kardiologische Abklärung erfolgt war, weil er sich im Rahmen einer Synkope ein Hämatom rechts periorbital zugezogen hatte. Der Patient berichtete, seit Monaten mehrfach pro Woche Synkopen ausschließlich im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme erlitten zu haben. Diese seien besonders bei intensivem Kauen von Speisen aufgetreten. Nach Angaben seiner Tochter sei es vor den Synkopen teilweise zum Auftreten einer flushartigen Rötung im Gesicht und in der Folge zu Kaltschweißigkeit gekommen. Durch Vermeidung von Mahlzeiten hatte er in den letzten 3 Monaten 4 kg Körpergewicht verloren. Bei hochgradiger Stenose der A. carotis interna hatte sich der Patient 3 Jahre zuvor einer Karotisdesobliteration rechts nach einer Amaurosis-fugax-Attacke unterzogen. Darüber hinaus waren eine arterielle Verschlusserkrankung Stadium IIb sowie eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung II. Grades bei chronischem Nikotinkonsum und eine arterielle Hypertonie bekannt. Außerdem gab der Patient einen regelmäßigen Alkoholkonsum an.

Neurologische Untersuchung Bei der klinisch-neurologischen Untersuchung fanden sich eine afferente Gangstörung sowie symmetrisch abgeschwächte Achillessehnenreflexe und eine bimalleoläre Pallanästhesie. Der Hirnnervenbefund war unauffällig. Bei Inspektion zeigte sich eine verschiebliche Schwellung der Parotis rechts. Weiterhin zeigten sich bei der klinischen Untersuchung abgeschwächte Fußpulse.

Zusatzdiagnostik Die Schädel-MRT zeigte eine leichte über die Altersnorm hinausgehende globale Atrophie des Gehirns sowie vereinzelte mikroangiopathische Marklagerläsionen. Nebenbefundlich zeigte sich eine etwa 2,5 × 5 cm große Schwellung der rechten Parotis (Abb. 1). Bei der extra- und transkraniellen Farbduplexsonographie der hirnversorgenden Arterien zeigten sich atheromatöse, nicht stenosierende Plaques in beiden Karotisbifurkationen. Das vertebrobasiläre Stromgebiet stellte sich unauffällig dar. Während des 72-h-Monitorings war ein durchgehender Sinusrhythmus nachweisbar. Während des Monitorings kam es auch während Nahrungsaufnahme nicht zu präsynkopalen

Redaktion A. Münchau, Lübeck W. Pfeilschifter, Frankfurt am Main S. Schmidt, Bonn DGNeurologie https://doi.org/10.1007/s42451-020-00211-8 © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020

Symptomen oder einer Synkope. Die transthorakale Echokardiographie zeigte eine leichtgradige Aorten- und Mitralinsuffizienz. Im Schellong-Test kam es nach dem Aufrichten zu einem Blutdruckabfall von 134/60 mm Hg auf 105/61 mm Hg bei einem gleichzeitigen Herzfrequenzanstieg von 60 auf 71/min, ohne dass der Patient präsynkopale Symptome entwickelte. Elektroenzephalographisch zeigte sich ein unauffälliges Alpha-EEG. Bei der neurographischen Untersuchung der Beinnerven fanden sich Zeichen einer axonalen, sensiblen Polyneu