Schmerzen bei Sportlern

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REPORT


hmerzen bei Sportlern Seminar / Schmerzmodul --  Autoren: J. Tesarz, W. Eich, M. Hasenbring

Sportler leiden besonders häufig unter akuten und chronischen Schmerzen. Gleichzeitig gibt es zahlreiche Besonderheiten, die in der Behandlung dieser Patienten berücksichtigt werden sollten.

DEUTSCHE MIGRÄNE- UND KOPFSCHMERZGESELLSCHAFT

Schmerzen sind im Sport ein häufiges Phänomen. Dies trifft auch auf die Prävalenz chronischer Schmerzsyndrome zu. So gibt es im Hochleistungssport kaum Athleten, welche nicht über chronische Schmerzen berichten. Inzwischen weiß man, dass Sport bzw. körperliche Aktivität über multiple Mechanismen mit dem Schmerzsystem interagieren. Hierbei muss man die akuten physiologischen Effekte von den langfristigen unterscheiden, sowohl physiologischen als auch psychosozialen Einflüssen, durch die Sport das Erleben von und den Umgang mit chronischen Schmerzen prägt.

Akute Effekte von Sport auf das Schmerzempfinden Schmerztherapie in der Praxis Regelmäßiger Sonderteil der MMW-Fortschritte der Medizin, betreut von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) und der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V.

„Akut“ wirkt Sport – vorausgesetzt man ist nicht verletzt – analgetisch. Es ist durch zahlreiche Studien belegt, dass intensive körperliche Aktivität das Schmerzempfinden unmittelbar und für einen begrenzten Zeitraum reduziert [18]. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer sog. akuten, sportin-

Verantwortlich: Prof. Dr. med. A. Straube; Prof. Dr. med. T. R. Tölle, beide München

Prof. (apl) Dr. med. ­Jonas Tesarz Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik Universitätsklinikum Heidelberg

duzierten Hypoalgesie (EIH, engl. „acute exerciseinduced Hypoalgesia“). Diese analgetische Wirkung zeigt sich sowohl für Ausdauersport- als auch für Kraftsportübungen. Die analgetischen Effekte von Ausdaueraktivitäten scheinen am stärksten bei submaximalen Belastungsintensitäten zu sein (optimaler Weise bei Belastungsintensitäten größer 70–75% des individuellen Maximums). Im Hinblick auf Kraftsportübungen induzieren sowohl dynamische als auch isometrische Widerstandsübungen EIH, wobei isometrische Belastungen von bereits 10–30% der maximalen willentlichen Kontraktion EIH induzieren können, vorausgesetzt, die Kontraktionsdauer ist ausreichend lange (in der Regel für länger als 5 Minuten). Wodurch genau diese analgetischen Effekte hervorgerufen werden, ist noch nicht vollständig verstanden. Es gibt inzwischen jedoch gute Hinweise, dass neben dem vegetativen Nervensystem körpereigene Opioide und Cannabinoide, sog. Endorphine und Endocannabinoide, sowie psychologische und zen­ tralnervöse Variablen daran beteiligt sind [16, 18]. So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass eine Neigung zu habituellem schmerzbezogenem Katastrophisieren mit einer geringeren sportinduzierten Hypoalgesie einhergeht [12].

Viele Sportler haben ein verändertes Schmerzempfinden.

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MMW Fortschr Med. 2020; 162 (15)

Vor dem Hintergrund, dass Sport kurzfristig körpereigene schmerzmodulierende Mechanismen aktiviert, lie