Symbolische Politik
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Symbolische Politik
Zum problematischen Umgang mit der Evaluation sozial-, bildungsund integrationspolitischer Maßnahmen und Programme
Sozial Extra 7|8 ’12: 15-15 DOI 10.1007/s12054-012-0077-8
DOI: 10.1007/s12054-012-0077-8
Als sich diese Zeitschrift vor acht Jahren zum ersten Mal mit dem Thema „Evaluationen in der Sozialen Arbeit“ auseinandersetzte (vgl. Themenheft Sozialextra Nr. 6, 2004), schwang auch in den kritischen Beiträgen noch ein großes Maß an Fortschrittsoptimismus mit. Roland Roth (2004) sah jenseits von Restriktionen der staatlichen Auftraggeber noch Chancen für eine „Empowerment-Perspektive“ (S. 9) der Betroffenen im Rahmen einer „demokratischen Evaluationskultur“. Heidrun Czock (2004) betonte trotz aller methodischer Fallstricke die „Evaluation als Chance“ für eine „Optimierung der Praxis“ (S. 15) und Pia Gerber (2004) präsentierte einen reichhaltigen „Handwerkskoffer“ für Fachkräfte zur systematischen Selbstevaluation des eigenen bedarfsgerechten Handelns.
Auch ich plädierte nach meinen vielfältigen Erfahrungen mit Evaluationen in der „interkulturellen Arbeit“ als wissenHelmuth schaftlich „legitimiertem Schweitzer *1952 Selbstbetrug“ während Dr., Diplom-Pädagoder letzten drei Jahrge. Leiter des RAA/Büzehnte für eine „reflexive ro für interkulturelle Arbeit der Stadt EsSelbst-Begleitung“ (vgl. sen und langjähriger Schweitzer 2004). Doch die Beirat von Sozial Extra. helmuth. schon damals formulierte schweitzer@raaKritik zum Umgang mit interkulturellesbuero. essen.de Evaluationen in Deutschland liest sich heute – mit achtjährigem Abstand – als hoch aktuell. Seitdem hat das Thema Evaluation weiter an Bedeutung für Verwaltung und Politik gewonnen. Widmer/De Roccchi (2012, 17) betrachten Evaluation als ein Instrument zur Effektivierung und Effizienzsteigerung der öffentlichen Verwaltungspraxis. Im Unterschied zu anderen Formen wie Monitoring, Audits, Qualitätsmanagement oder Controlling wird mit einer Evaluation der Anspruch erhoben, soziale Interventionen (Maßnahmen, Projekte, Programme, Politikbereiche) in bestimmten gesellschaftlichen Handlungsfeldern – wenn auch nicht flächendeckend und permanent – beurteilen zu können, indem die dort ablaufenden Prozesse, Ergebnisse (output), Wirkungen auf die unmittelbar Beteiligten (outcome), Auswirkungen auf das gesellschaftliche Umfeld (impact) und unter
bestimmten Bedingungen „Ursache-Wirkungszusammenhänge“ abgebildet werden. Die Autoren definieren Evaluation in Abgrenzung zur alltäglichen Bewertung einerseits und zur wissenschaftlichen Forschung andererseits als „wissenschaftliche Dienstleistung (…), die sich mit der systematischen und transparenten Bewertung eines Gegenstands befasst“ (11). Der zunehmend beliebige Gebrauch des Begriffes „Evaluation“ geht manchem damit nicht vertrauten Kommunalpolitiker noch sehr holprig über die Lippen und führt bei Verwechselung mit bekannteren, ähnlich klingenden Worten wie „Evolution“ in politischen Ausschüssen zuweilen zu Lacherfolgen. Offensichtlich wird in Zeiten tief gehender sozialen Spaltung der Gesells
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