Evaluation der Mikrozirkulation bei kritisch kranken Patienten
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J. Wollborn1 · C. Jung2 · U. Göbel3 · R. R. Bruno2 1
Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg, Deutschland 2 Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland 3
Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, St. Franziskus-Hospital Münster, Münster, Deutschland
Evaluation der Mikrozirkulation bei kritisch kranken Patienten Relevanz, praktische Möglichkeiten und wissenschaftliche Evidenz Einleitung und Physiologie der Mikrozirkulation Für die Organperfusion ist sowohl eine intakte Makro- als auch Mikrozirkulation notwendig. In der Praxis werden häufig makrozirkulatorische Parameter als therapeutische Ziele definiert, wie z. B. die „Surviving Sepsis Campaign Guidelines“, die einen mittleren arteriellen Zielblutdruck von 65 mm Hg vorschlagen [1]. Ausschlaggebend dafür ist die Annahme, dass eine adäquate Makrozirkulation gleichbedeutend mit einer guten Endorgandurchblutung ist. Jedoch kann bei kritisch Kranken der Verlust der „hämodynamischen Kohärenz“ eintreten [2]. Eine Steigerung des arteriellen Blutdrucks korreliert dann nur sehr eingeschränkt mit einer verbesserten Organperfusion [3]. Dies könnte die negativen Ergebnisse der letzten „Early-goal-directed-therapy“-Studien erklären [4]. Daher stellt sich die Frage, ob die Mikrozirkulation als Zielparameter nicht besser geeignet wäre [5]. Laminare Flusseigenschaften unterliegen verschiedenen Einflussfaktoren wie Gefäßdiameter und -länge, Viskosität und Druckdifferenz (Hagen-PoiseuilleGesetz). Die Mikrozirkulation ist verantJ. Wollborn ist Mitglied des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Wissenschaftlicher Nachwuchs (WAKWiN) der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI).
wortlich für eine adäquate Sauerstoff-, Flüssigkeits- und Nährstoffversorgung sowie den Abtransport toxisch-zellulärer Abfallprodukte aus den jeweiligen Zellverbänden [6]. Anatomisch gliedert sie sich in Arteriolen, Kapillaren und Venulen. Die Arteriolen haben einen Gefäßdiameter unter 100 μm. Sie reagieren schnell auf autonome Stimuli und Mediatoren, um den Gefäßdurchmesser flexibel anzupassen. Die Kapillaren haben einen maximalen Diameter von 10 μm ohne wesentliche Vasomotorik [7]. In diesem Kompartiment determinierten verschiedene Parameter den für die Organfunktion entscheidenden Stoffaustausch: Die Dichte an perfundierten Gefäßen und die jeweilige Strecke (evtl. vergrößert durch Ödem) zwischen Gefäß und Zelle bestimmen die Diffusion, während die Rheologie mit der Blutviskosität und den Fließeigenschaften die Konvektion beeinflusst [5]. . Infobox 1 gibt einen Überblick zu verschiedenen Einflussfaktoren auf die Mikrozirkulation. Venulen weisen einen Gefäßdiameter von 10 bis 100 μm auf und besitzen eine hohe Gefäßpermeabilität mit der Möglichkeit zur Diapedese von immunkompetenten Zellen (z. B. Leukozyten).
zirkulationsstörung korreliert frühzeitig und unabhängig mit der Prognose [8]. Pathophysiologisc
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