In Zeiten der Computerliebe
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Sexualität 4.0 – Teil 2
In Zeiten der Computerliebe Nathalie Eleyth
Die gelebte Sexualität wird zunehmend durch den digitalen Wandel beeinflusst. Eine wertneutrale Begleitung und Sexualberatung der Patientinnen setzt die eigene, offene Auseinandersetzung mit den aktuellen Entwicklungen voraus. Nachdem im ersten Teil des Beitrags das Onlinedating thematisiert wurde, hebt der zweite Teil die Bedeutung von Internetpornografie, Cybersex und Sexrobotik hervor. Internetpornografie
© tiagozr / Getty Images / iStock
Pornografie wird in nennenswerter Menge im Internet angeboten und von Konsumenten und Konsumentinnen nachgefragt. Pornografische Webseiten repräsentieren circa 10 % der Top-50-Seiten. Ihr Anteil am Datenverkehr ist wahrscheinlich deutlich höher. Je nach Bezugsgröße ist von einem pornografischen Anteil von 5 % bis etwa 30 % an Websites oder Datenverkehr auszugehen. Damit sind sie ähnlich weit verbreitet wie Newsportale, soziale Netzwerke oder Webmailer [1]. Medien- beziehungsweise Sexualwissenschaftler legen dar, dass die digitale Pornografie die sexuelle Aktivität mit
Es gibt bereits Bordelle, in denen Sexroboter, also humanoide Puppen mit künstlicher Intelligenz, „arbeiten“.
der höchsten Nutzungsintensität im digitalen Kontext ist, da sie bei einer wesentlichen Zahl von Jungen und Männern zur regelmäßigen Masturbation gehört [2]. Pornografie wird gesellschaftlich wie fachwissenschaftlich kontrovers diskutiert. Die permanente Verfügbarkeit digitaler pornografischer Medien und der kostenlose Zugang ohne Altersvalidierung zu Plattformen mit teilweise drastischen pornografischen Darstellungen (z. B. aus dem BDSM-Spektrum, die Abkürzung steht für: Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism) fordern nicht nur den gesetzlichen Jugendschutz heraus, sondern tan-
gieren medienpsychologische, sexualpädagogische wie sexualethische Fragen. Viele Wirkungsstudien verknüpfen den Pornografiekonsum mit negativen Effekten wie einseitigen Geschlechterrollenbildern bis hin zu sexistischen Sichtweisen auf Männer und Frauen (wohlwollender wie feindlicher Sexismus), Promiskuität, unrealistischen Körperbildern, sexueller Unzufriedenheit oder Aggressivität. Parallel dazu benennen andere Studien Chancen der Pornografienutzung, durch die zum einen sexuelle Hemmungen abgebaut werden können und die Qualität des eigenen Sexuallebens durch Erweiterung des sexuellen Ausdruckspektrums und Wissens gesteigert werden kann [1, 2, 3]. Zum anderen hat sich der Pornografiemarkt durch die Digitalisierung und der damit verbundenen Ausbreitung der Amateur-Pornografie diversifiziert und popularisiert: Jenseits heteronormativer Darstellungen haben sich Filme mit feministischem Anspruch jenseits tradierter Genderkonstruktionen ebenso etabliert wie QueerPornografie. Die Pluralität der pornografischen Darstellungsformen kann zum Abbau der Stigmatisierung sexueller Minderheiten beitragen, respektive zu deren Identitätsvalidierung. Ein problematischer Umgang mit pornografischem Material im Sinne einer exzessiven Nutzung, d
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