Management des Patentauslaufs

Der Patentschutz spielt in vielen Branchen eine zentrale Rolle als Schutz vor Imitationskonkurrenz118 und damit als Innovationsanreiz119. In der pharmazeutischen Industrie ist der Patentschutz besonders bedeutsam. Dieses liegt erstens in langen Forschungs

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REPORT


Christina Raasch, Oliver Schöffski Technische Universität Hamburg-Harburg, Institut für Technologieund Innovationsmanagement Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement

8.1 Einführung Der Patentschutz spielt in vielen Branchen eine zentrale Rolle als Schutz vor Imitationskonkurrenz118 und damit als Innovationsanreiz119. In der pharmazeutischen Industrie ist der Patentschutz besonders bedeutsam. Dieses liegt erstens in langen Forschungs- und Entwicklungszeiten und damit dem hohen Risiko einer Markteinführung des entdeckten Wirkstoffs durch einen Wettbewerber begründet. Zweitens besteht ein für Innovatoren besonders ungünstiges Verhältnis zwischen hohen Innovations- und geringen Imitationskosten. Und drittens ist der durch Patente gewährte Schutz in der pharmazeutischen Industrie besonders wirksam: Das Angebot desselben Moleküls durch einen Wettbewerber ist aufgrund der herrschenden Transparenz unmöglich; würde er aber ein außerhalb der Patentbreite liegendes abgeleitetes Molekül anbieten wollen, müssten zuvor zeit- und kostenintensive klinische Studien durchgeführt werden. Die durch Patente gewährte Marktexklusivität bezieht sich allerdings auf einen begrenzten Schutzzeitraum. Der Patentauslauf führt meist unmittelbar zum Markteintritt zahlreicher Generikaanbieter und somit für die betroffenen Unternehmen in aller Regel zu einem signifikanten Verlust an Marktanteil und Gewinn. Es stellt 118

Dieser Schutz bezieht sich allerdings lediglich auf den sog. within-patent competition. Die Konkurrenz durch ein ähnliches, den bestehenden Patentschutz jedoch nicht verletzendes Produkt (between-patent competition), bleibt unangetastet. 119 Vgl. Arrow, K. (1962). Dies gilt insbesondere für die Branchen Chemie, Pharma, Medizintechnik, Telekommunikation und Transport sowie weitere Teilbereiche der Hochtechnologie, vgl. Mansfield, E. (1986), Levin, R. u. a. (1987), Arora, A. u. a. (2003), Gambardella, A. u. a. (2006).

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C. Raasch, O. Schöffski

sich daher die Frage, wie mittels geeigneter Strategien der durch den Patentauslauf verursachte Gewinnrückgang minimiert werden kann.120 Abschnitt 8.2 beschreibt und quantifiziert die Einbußen, mit welchen sich pharmazeutische Originalanbieter nach dem Patentauslauf üblicherweise konfrontiert sehen. Darauf aufbauend wird in Abschn. 8.3 eine Systematisierung möglicher Patentauslaufstrategien vorgestellt. Ihr Einsatz in der Unternehmenspraxis wird parallel anhand kurzer Fallbeispiele illustriert. Abschnitt 8.4 fasst die Ergebnisse kurz zusammen und ordnet sie in den Kontext ein.

8.2 Folgen des Patentauslaufs für betroffene Unternehmen Der Wettbewerb zwischen den Generikaanbietern beginnt insofern sogar bereits vor dem Patentauslauf, als die verschiedenen Anbieter die Verordner mit Marketing- und Vertriebsaktivitäten bereits im Vorfeld auf den nahen Patentauslauf aufmerksam machen. Mit der Öffnung des Substanzmarktes treten dann innerhalb weniger Tage teilweise bis zu 30 neue Anbieter mit aus Sicht der verordnenden Ärzte vielfach identischen Produkten auf den Mark