MS-Medikation offenbar sicher

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REPORT


Neurocorona-Update

MS-Medikation offenbar sicher Das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf bei Multipler Sklerose wird durch Immunmodulatoren nicht gesteigert. Weiters fragen sich Experten wo all die Schlaganfallpatienten bleiben. FF Ende März hat die „MS interna-

tional federation“ (msif) unter Berufung auf renommierte MS-Experten Empfehlungen zur MS-Therapie während der COVID-19-Pandemie veröffentlicht. Darin wird für Basistherapeutika kein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf vermutet, bei einer Lymphozyten-depletierenden Therapie jedoch zur besonderen Vorsicht geraten. Eine aktuelle Analyse scheint nun den eher geringen Einfluss von krankheitsmodifizierenden MS-Therapeutika (DMT) auf den Verlauf bei COVID-19 zu bestätigen. Neurologen um Dr. Céline Louapre von der Sorbonne in Paris haben Angaben des französischen COVID-19-Registers Covisep für MS-Patienten ausgewertet [1]. Sie konnten 347 MS-Kranke identifizieren, die zwischen Anfang März und Mitte Mai eine SARS-CoV-2-Infektion hatten. Im Schnitt waren die Patienten 45  Jahre alt und seit rund 14 Jahren an MS erkrankt, der mediane EDSS-Wert erreichte 2,0 Punkte, 19 %

hatten eine progrediente MS-Form (PMS). Schwerer Verlauf bei hohen EDSS-Werten, höherem Alter und Adipositas 18 % der Erkrankten – primär die mit einer PMS – erhielten keine spezifischen MS-Medikamente, 35 % wurden mit Basistherapeutika behandelt (Interferone, Glatirameracetat, Teriflunomid, Dimethylfumarat), für die kein oder ein gering erhöhtes Infektionsrisiko angenommen wird, die übrigen 47 % nahmen stärker wirksame Therapeutika mit einem meist höheren systemischen Infektionsrisiko, hauptsächlich Natalizumab, Fingolimod und Ocrelizumab. Jeder fünfte MS-Patient entwickelte einen schweren Verlauf, davon wurde bei einer Hospitalisierung ausgegangen. Zwölf MS-Kranke starben an der Infektion, das waren primär ältere Patienten mit einer PMS und hohen EDSS-Werten.

Schauten sich die Ärzte die Verteilung der unterschiedlichen Therapeutika bei Patienten mit schweren und weniger schweren Verläufen an, fanden sie durchaus Unterschiede: Nur drei der Patienten (6 %) unter Interferonen und Glatirameracetat entwickelten einen schweren COVID19-Verlauf, jedoch 13 % unter den anderen Basistherapeutika sowie 24 % mit den hochwirksamen DMT. Zudem zeigten sich die bekannten Risikofaktoren: Die hospitalisierten Patienten waren im Schnitt älter (55 versus 42 Jahre), hatten häufiger eine PMS (49 versus 11 %) und höhere EDSS-Werte (6,0 versus 2,0), zudem waren sie öfter adipös (14 versus 5 %) als Patienten mit milderen Symptomen. Berücksichtigen die Forscher in einer multivariaten Analyse sämtliche bekannten Begleitfaktoren, gingen jedoch nur noch ein hohes Alter, hohe EDSS-Werte und eine Adipositas mit einem schweren Verlauf einher, wobei der EDSS-Wert den stärksten Einfluss zeigte, gefolgt vom Alter. Das höchste Risiko für einen schweren COVID19-Verlauf haben demnach ältere Patienten mit einer stark fortgeschrittenen MS.

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Experten sehen keinen Grund, eine MS-Therapie aufgrund des COVID-19-Risikos zu